1. Mai 2015 in Offenburg – Heraus auf die Straße – Rein in den antikapitalistischen Block!

[Auch dieses Jahr beteiligen wir uns am ersten Mai in Offenburg. Gemeinsam mit anderen Gruppen rufen wir zu einem antikapitalistischen Block innerhalb der DGB-Demo auf. Im Anschluss bauen wir unseren Infostand beim DGB-Fest auf.]

chaplin_cogDer 1. Mai gilt international als Kampftag der Ausgebeuteten und Unterdrückten. Auch hier in der Ortenau gehen jedes Jahr Menschen auf die Straße und beteiligen sich an verschiedenen Aktionen rund um diesen geschichtlich und inhaltlich so wichtigen Tag. Leider sind die eigentlichen Themen und Positionen der Lohnabhängigen in der Öffentlichkeit, in den meisten Medien und im Bewusstsein vieler Menschen inzwischen fast vergessen. Während es früher ganz konkret z.B. um den 8-Stunden Tag, mehr Lohn und allgemein um die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse bis hin zur Überwindung des Kapitalismus ging, sind heute die Themen Arbeitszeitverkürzung, mehr Rechte für Arbeiter*innen und der Kampf für eine solidarische Gesellschaft in weite Ferne gerückt. Dabei ist die Aktualität dieser Themen größer und der Widerstand gegen rückwärtsgewandte Bestrebungen notwendiger denn je.

Schlimmer geht’s immer …

Überall auf der Welt verschärfen sich die Bedingungen für die meisten Menschen und die Lebensumstände werden roher: Sei es durch Kriege, wie gerade besonders im Nahen und Mittleren Osten und in der Ukraine. Oder sei es durch die Abwälzung der Krisenkosten des kapitalistischen Systems auf die breite Masse der Bevölkerung, was sehr deutlich in südeuropäischen Staaten zu beobachten ist. Oder seien es die Millionen von billigsten – weil profitabelsten – Lohnarbeiter*innen auf dem asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Kontinent. Diese müssen unter absolut unmenschlichen, sklavenartigen Bedingungen oft für weniger als einen Hungerlohn schuften, um den „Wohlstand“ der reichen Industriestaaten zu erhalten. Aber nicht nur die wirtschaftlichen Missstände nehmen zu, auch die gesellschaftliche und politische Situation wird weltweit – und auch hier in Deutschland – immer unsolidarischer und aggressiver. Rassistische und reaktionäre Bewegungen rund um „Pegida“, „Hogesa“, Sarrazin und die „Alternative für Deutschland“ (AfD) finden vielerorts Zustimmung. Der sogenannte „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) konnte unter staatlicher Aufsicht mordend durchs Land ziehen. Einige Medien und Politiker*innen forcieren einen Rechtsruck in der Bevölkerung mit der Botschaft, dass es eine sinnvolle Krisenlösung von Rechts geben würde und es wird ständig versucht, uns rassistisch aufgrund von Nationalitäten zu spalten. Das macht jeden Tag deutlicher, wie wichtig es ist, dass wir uns organisieren und mit möglichst vielen anderen bald selbst das Heft in die Hand nehmen!

… außer …

Denn neben den politischen und sozialen Negativentwicklungen gibt es auch fortschrittliche Projekte und Strategien gegen die kapitalistische Produktionsweise, Rassismus und gegen das Patriarchat – also die grundsätzlich privilegierte Stellung des Mannes gegenüber der Frau in der Gesellschaft. In Rojava, den kurdischen selbstverwalteten Gebieten im Norden Syriens, passiert genau das. Ursprünglich als Verteidigung gegen die syrische Armee und dschihadistische Kampfverbände wurden befreite Gebiete errichtet und unter demokratische Kontrolle gestellt. Es wurden Gesellschafts-, Wirtschafts- und Verteidigungsstrukturen von unten nach oben gebildet, ohne dabei Ausgrenzungen wegen dem Geschlecht, der Herkunft oder der Religion vorzunehmen. Schrittweise werden dort Strukturen geschaffen, die die Unterdrückung der Frau nachhaltig bekämpfen. Stück für Stück wird die Wirtschaft in den Dienst der dort lebenden Menschen gestellt – und das in einer permanenten Kriegssituation gegen die dschihadistische Miliz des „Islamischen Staates“. Wir halten es für sehr wichtig, sich mit den Menschen in Rojava zu solidarisieren und auf diesen Kampf aufmerksam zu machen.

… wir fangen an, uns zu organisieren!

Es gibt neben Rojava noch einige andere Beispiele, in denen Menschen sich zusammenschließen und anfangen, ihre Geschichte selbst in die Hand zu nehmen. Das ist der einzige Ausweg aus dem globalen, systematisch organisierten Elend.

Denn: Zu erwarten haben wir vom Kapitalismus und seinen Vertreter*innen nichts! Außer den nächsten Überwachungs- und Polizeistaatsmaßnahmen, weiterer Verarmung und noch weniger verfügbare gesellschaftliche Zeit hat der bürgerliche Staat nichts für uns.

In Deutschland befinden wir uns in einem der Zentren dieser weltweiten Entwicklung. Von hier aus werden Kriege geplant und geführt (Bundeswehr, AFRICOM, US-Basen in Ramstein usw.) und von hier aus wird das Menschenrecht auf Asyl täglich staatlich organisiert gebrochen (z.B. durch das Abkommen Dublin II, Abschiebungen und Frontex). Die deutsche Regierung baut an der militärisch abgesicherten Festung Europa mit, die tagtäglich für mehrere Zehntausende Menschen den Zugang zu Sicherheit und Hilfe versperrt. Für „unseren“ Anteil an den Fluchtgründen in den Herkunftsländern übernimmt die deutsche Regierungen keine Verantwortung. Das Projekt „Europäische Union“ ist längst ein Wirtschafts- und Militärprojekt in Konkurrenz zur USA, Asien und Russland, das zunehmend für den Abbau mühsam erkämpfter demokratischer und sozialer Rechte steht. Das sogenannte „Freihandelsabkommen“ (TTIP), das gerade verhandelt wird, ist nur ein weiterer Schritt in diese Richtung. Profitieren werden davon nur die großen Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks. Nur eine große Bewegung von unten gegen die bürgerlichen Regierungen und die aktuellen Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse in den einzelnen Ländern kann weiteren Schaden an anderen Menschen, an der Umwelt und an uns verhindern! Ansatzpunkte für unseren Widerstand gibt es genügend, auch in der Ortenau.

Wir haben nichts zu verlieren, packen wir’s an!

Deshalb müssen wir uns lieber heute statt morgen zusammensetzen, vernetzen und organisieren, denn von alleine wird nichts besser. Lasst uns zum Beispiel darüber nachdenken, wie wir dem Rassismus und Faschismus auf unseren Straßen etwas entgegensetzen können. Lasst uns überlegen, was wir gegen die Krise, die seit über 150 Jahren Kapitalismus heißt, unternehmen können und was wir effektiv gegen Militarismus und Waffenhandel vor unserer Haustüre tun können! Die Zeit ist mehr als reif dafür. Dabei kommen wir aber mit dem Konzept der Sozialpartnerschaft, was vor allem von der SPD und dem DGB vertreten wird, nicht weit.

In unseren Augen sind die Blockupy-Proteste Mitte März in Frankfurt am Main nur ein Blitzlicht und Ausschnitt eines aktuellen praktischen Widerstandpotentials gegen Krise und Kapital. Im Juni gilt es für uns deshalb auch, den G7-Gipfel in Bayern zu thematisieren und über die verbrecherische Rolle der G7-Staaten aufzuklären. Wir wollen zwar am 1. Mai klarmachen, wie wichtig und richtig es ist, auf die Straße zu gehen, aber nur auf diesen Tag beschränken wollen wir das sicher nicht. An jedem anderen Tag im Jahr ist es genauso notwendig.

Schließlich müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, welche Gestaltungsmöglichkeiten der Gesellschaft es geben würde, wenn nicht Profitmaximierung bei Wenigen und Verarmung und Entrechtung bei Vielen diese Gesellschaft bestimmen würden, sondern Solidarität, Frieden und die Abschaffung der Ausbeutung von Menschen tatsächlich umgesetzt werden würde. Denn die herrschenden Verhältnisse sind nicht in Stein gemeißelt. Für uns waren, sind und bleiben das erstrebenswerte Ziele.

Gegen Kapitalismus und Krieg! Für eine solidarische Gesellschaft!

Kommt am 1. Mai in den antikapitalistischen Block um 10 Uhr auf den Fischmarkt in Offenburg!

Ab 17 Uhr können wir gemeinsam im Linken Zentrum Offenburg in der Rammersweierstr. 12 beim Hauptbahnhof den Tag ausklingen lassen.

Unterstützer*innen: Anarchistische Initiative Offenburg, Linksjugend [’solid] Offenburg, Soziales Zentrum Caracol Bühl, Antifa Ortenau, Alarm Offenburg

Offenes Treffen: Anarchistisch Wandern im Schwarzwald

Wir laden euch ein, mit uns gemeinsam am Samstag, den 11.04.2015, im Schwarzwald bei Offenburg wandern zu gehen.

Treffpunkt ist um 11 Uhr am Alarmraum, Lise-Meitner-Straße 10, Offenburg. Von dort aus fahren wir gemeinsam mit Autos zur Rundwanderung. Diese wird zwischen sieben und neun Kilometer lang sein, so dass (fast) jede*r teilnehmen kann, auch ohne sportlich topfit sein zu müssen.

Im Anschluss wollen wir gemeinsam Grillen. Dafür sollte jede*r ihr*sein essen und Trinken selbst mitbringen.

Wir freuen uns auf eure Anmeldungen unter a-ini-og“at“immerda“dot“ch.

a-wandern

Smash Capitalism! – Anarchistischer Aufruf zu den Protesten gegen den G7-Gipfel

[Als Anarchistische Initiative Ortenau untersützen wir den anarchistischen Aufruf zu den Protesten gegen den diesjährigen G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern. Hier könnt ihr ihn lesen.]

A7-Aufkleber2Am 7. und 8. Juni 2015 findet der G7-Gipfel im Schloss Elmau in Bayern statt. Die „Gruppe der Sieben“ setzt sich aus den industriestärksten Nationen der Erde zusammen: den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich, Italien, Kanada, Großbritannien, Japan und Deutschland. Laut der Bundesregierung sollen die Schwerpunktthemen dieses Jahr Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik darstellen. Wir sind im Begriff, dieses Treffen mit einem massiven Protest zu stören.

Die G7…
Die Gruppe der Staats- und Regierungschef*innen entstand als „Erfindung“ des Weltwirtschaftsgipfels im Jahr 1975 als Reaktion auf den wirtschaftlichen Aufschwung europäischer Länder und Japans. Sie sollte eine festigende Allianz der wirtschaftlichen Spitzen der globalisierten Welt darstellen, in deren Atmosphäre über wichtige weltbetreffende Fragestellungen und Problematiken beraten werden konnte.
Die G7 ist keine gewählte Vertretung und somit rein rechtlich keine demokratisch legitime Organisation. Somit existiert keine formelle Grundlage, nur ein gemeinsames Treffen, bei welchem unter Ausschluss der Öffentlichkeit – ohne Sitzungsprotokolle – vertrauliche Abmachungen unter den Regierenden geschlossen werden.
Die G7 versteht sich als Weltvertretung, handelt jedoch selbst außerhalb ihres gegebenen Legitimationsrahmens. Das Gipfeltreffen ist ein Demonstration der kapitalistischen Macht, die sich die Staaten selbst gegeben haben und nach außen transportieren.
Der diesjährige Ausschluss Russlands aufgrund der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim soll eine symbolische Absage an undemokratische Methoden sein, wie sie die G7 selbst jedoch weltweit einsetzen. Tatsächlich geht es auf beiden Seiten um wirtschaftliche, geopolitische Interessen und Machtausdehnung. Die Definition von Menschenrechten und Demokratie ist den einzelnen Staatsorganen überlassen. Sei es bei der Abschottung an den Grenzen Europas und Nordamerikas, der Repression und Ausbeutung der Bevölkerung oder der Umweltzerstörung zu Gunsten des ökonomischen Fortschritts.

… und deren Umgang mit Protesten
Durch Massenproteste der letzten Jahre und Jahrzehnte ist es immer wieder gelungen, die Illegitimität des Zusammentreffens und seine dadurch resultierenden Folgen aufzuzeigen und dieses teilweise zu blockieren. Wir wollen an diese Erfolge anknüpfen und durch gezielte Aktionen den Gipfel soweit wie möglich stören. Hierbei lassen wir unsere Aktionsformen nicht in “gutes” und “böses” Handeln spalten. Dies beinhaltet auch, einen Schwerpunkt auf die gegenseitige Solidarität zu setzen um einen wirkungsvollen Protest zu erreichen.
Die Gipfeltreffen stehen in der Tradition, Gegenstimmen keinen Raum zu geben und jegliche Störung des repressiven „Friedens“ zu unterbinden. So wurden den Demonstrierenden zu jedem bisherigen Protest, auch schon in der Vorbereitungszeit, massive Verfolgung und Grundrechtsversagung zuteil. 2001 gipfelten diese Protestniederschlagungen in der Erschießung des Demonstranten Carlo Giuliani und der gewaltvollen Räumung der Días–Schule in Genua durch die Polizei. Carlos Vater äußerte sich nach Carlos Tod: „Mein Sohn ist ermordet worden und das war nicht eine Einzelperson, sondern der Staat.“
Auch wir sehen diese Angriffe klar als geplante und brutale Repression gegen unsere Proteste und unseren Widerstand. Der Gipfel ist ein Symbol für Ausbeutung, Autorität, Unterdrückung und Zerstörung. Wir appellieren mit unserem Protest aber nicht an den Staat bzw. an die G7, da wir staatliche Strukturen als Mittel zur Exklusion und autoritärer Unterdrückung ablehnen. Wir kämpfen nicht für eine bessere globale Politik, sondern für eine Dekonstruktion der auf wirtschaftlichen Interessen basierenden herrschenden Verhältnisse. Wir protestieren gegen die Machtausübung der G7 und die Folgen ihrer politischen Handlungen. Deshalb rufen wir zu den Protesten gegen den G7-Gipfel 2015 auf.

Gegen menschenverachtende Asylpolitik und Rassismus
Die Bilder aus Lampedusa, die uns 2014 erreichten, sind die Spitze eines größtenteils ignorierten Eisbergs. Im besten Falle „ignoriert“. Denn die aktive Grenzabschottung Europas und Nordamerikas ist kein Versehen oder eine Notlösung, sondern eine gewollte Ausgrenzung Geflüchteter. Krieg, Verfolgung, Folter und Hunger oder einfach nur die Sehnsucht nach einem besseren Leben bringt hunderttausende Menschen jedes Jahr dazu, aus ihrer Heimat in „westlich-demokratische“ Länder zu fliehen. Viele von ihnen werden jedoch schon vor den Grenzen wieder von Organisationen wie z.B. Frontex mit sogenannten „Push-back“-Aktionen abgedrängt. Diejenigen, die es schaffen, Fuß in einem Gebiet zu fassen, werden mit Gesetzen schikaniert. Dazu gehören, besonders in Bayern, wo die G7-Staaten sich treffen, die Residenzpflicht, das Betätigungsverbot und die Lagerpflicht.
Dies ist unter anderem zurückzuführen auf eine nationalistische Verwertungslogik der bestehenden Staaten. Es wird in nützlich und unnütz getrennt. Gibt es eine internationale Öffnung, dann nur zu Gunsten von Effizienz- und Produktivitätssteigerung, nicht für meist mittellose Geflüchtete. Daher ist es nicht verwunderlich, dass rassistische Hetze wie z.B. die von „Pegida“ bei vielen Politiker*innen auf Verständnis und nicht auf Empörung stößt. Besonders industriestarken und „entwickelten“ Nationen, wie sie in den G7 vertreten sind, ist jedes Mittel recht, ihre Festung zu verteidigen.
Dazu kommt ein rassistischer Grundkonsens, der, nicht nur in Deutschland, Tradition hat.
Mit der jüngsten Mordserie an neun migrantisch-stämmigen Menschen und einer Polizistin durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), zeigte sich durch die einseitigen Ermittlungen, wie stark die Behörden in Ressentiments denken. Unter anderem wurde jahrelang gegen Angehörige der Ermordeten und Verletze des Keupstraßenanschlags ermittelt, obwohl die Betroffenen schon anfangs Neonazis hinter den Taten vermuteten. Grund hierfür ist ein institutioneller Rassismus und die Verstrickung der deutschen Behörden in die Naziszene. Auch durch den Münchner NSU-Prozess werden diese Strukturen nicht offengelegt, von staatlicher Seite besteht hierfür auch kein Bedarf.
Rassistische Denkweisen sind in allen G7-Ländern keine Randerscheinungen, sondern auch Mittel zur nationalen Erhaltung.
Unser Ziel ist eine Welt ohne Grenzen und ohne Barrieren, die mit Gewalt verteidigt werden und ein solidarisches Miteinander aufhalten. Wir sehen in den G7 ein Symbol für Abschottungspolitik und Privilegienvorherrschaft, gegen die wir uns entschieden stellen.

Gegen Ausbeutung und Unterdrückung
Als Wirtschaftsgipfel gegründet, sind die Schwerpunkte des Treffens interne und vertrauliche Abstimmungen ökonomischer Interessen. Abmachungen, die zwischen den Industrienationen getroffen werden, sollen später Gültigkeit für den Rest der Welt erhalten. Möglich ist dies durch die wirtschaftliche Stärke der Mitgliedsstaaten, in denen 68 der 100 größten Konzerne ihren Sitz haben. Die G7 sind Hauptakteure – und Profiteure – der sogenannten Globalisierung, jenes wirtschaftlichen und sozialen Verdrängungskampfes, der nach dem Ende des “kalten Krieges” weltweit eingesetzt hat.
Hauptaugenmerk allen Fortschritts ist die ökonomische Produktivität. Individualität ist Leistung untergeordnet, um auch eine möglichst konforme Gesellschaft zu konstruieren. Unsere Freiheit misst sich jedoch nicht an ihrer Effizienz.
Es gilt die Devise „Fight the game, face the players!“. Verantwortlich für kapitalistische Unterdrückungsmechanismen sind nicht die einzelnen G7-Staaten und ihre Regierungschef*innen.
Sie reproduzieren jedoch die einstudieren Vorgänge der Leistungsgesellschaft und erheben Sanktionen gegen diejenigen, welche sich nicht an die Gesetze des unumstritten herrschenden Kapitals halten oder halten können.
Wir bekämpfen die G7 als Symbol des Kapitalismus und der Intension, Menschen Kapitalidealen unterzuordnen. Die Interessengemeinschaft fördert ein konkurrierendes, repressives Gegeneinander der Menschen in und außerhalb der G7-Staaten. Vor allem ist dies erkennbar im Umgang mit sogenannten „Entwicklungsländern“, in denen „billige Arbeitskräfte“ und Ressourcen zum Wohle der „westlich-zivilisierten“ Welt ausgebeutet werden und somit eine Kontrolle erzeugen. Solche neokolonialistischen Ansätze schüren die Machtpositionen und Monopolstellungen der Wohlstandsnationen wie z.B. Deutschland.
Es geht uns um mehr als nur eine bessere Verteilung der Produktionsmittel. Wir sind für ein ganz anderes Ganzes, in dem nicht Leistung um der Leistung willen, sondern ein solidarisches Miteinander auf freiwilliger Basis entscheidend ist. Diese Solidarität kann nicht durch aufgezwungene transnationale Verbindungen oder Finanzausgleiche, sondern nur durch die gemeinsame Dekonstruktion von Staat, Nation und Kapital entstehen.

Gegen die Rüstungspolitik der G7
Circa 30 Milliarden Euro gibt die deutsche Regierung im Jahr für Rüstung aus: Deutschland ist ein Exportweltmeister der Waffenindustrie und steht mit an der Spitze der G7-Staaten. Diese haben insgesamt ein Jahresbudget von über 900 Milliarden Dollar für Kriegsgerät und Militärs. Vieles von diesem Geld fließt in sogenannte „Friedenseinsätze“, die zur Stabilisierung von Kriegs- und Krisengebieten beitragen sollen. Diese Interventionen dienen angeblich der Demokratisierung der Welt, sind jedoch Stützen für ökonomische und politische Abhängigkeitsverhältnisse. Wie erfolgreich außerdem „Friedenseinsätze“ laufen, zeigt sich am Beispiel Afghanistans mit dem deutschen Bombardement der Zivilbevölkerung bei Kunduz im Jahr 2009.
Andere Einsätze wie zum Beispiel der (größtenteils US-amerikanische) „War on terror“ schüren Ressentiments und stärken damit ein nationalistisches, exklusives Gemeinschaftsgefühl.
Ebenso steht zumindest die Bundeswehr in Tradition der Wehrmacht und zelebriert deren Verbrechen öffentlich. Zum Beispiel finden sich im bayerischen Hinterland, wo auch der diesjährige Gipfel stattfindet, unzählige Dörfer, in denen rechte Traditionspflege in Form von geschichtsrevisionistischen Wehrmachtsgedenken an der Tagesordnung steht. Explizit in Mittenwald, keine zehn Kilometer von Schloss Elmau entfernt, feiern sich jedes Jahr alte und neue Nazis bei einem sogenannten Traditionstreffen.
Krieg militarisiert die Welt und die jeweilige Gesellschaft und schürt gezielt globale Konflikte um Ressourcen, Staatsgebiete und Machtverhältnisse. Westlicher „Frieden“ impliziert bewaffnete Konflikte anderswo.
Militär bedeutet für uns Unterdrückung, Folter und Mord als Mittel zur angeblichen Krisenbewältigung und Sicherung der „westlichen Freiheit“.
Staat heißt immer Militär und heißt immer Krieg. Lediglich gibt es zwischen den Kriegen Phasen des Friedens. Jeder Staat muss immer danach trachten stärker zu sein als andere Staaten. Er wird immer daraufhin arbeiten, seine wirtschaftlichen Interessen gegenüber anderen Staaten durchzusetzen. Sind die Umfeldparameter für die eigenen Interessen nicht ausreichend, wird er, wenn er dazu in der Lage ist und wenn auch als “spätes“ Mittel, seine Ziele militärisch durchsetzen. Auch wenn er sich dabei Allianzen mit anderen Staaten bedienen muss.

Gegen Umweltzerstörung
Selbstgesetztes Ziel der G7-Staaten ist der nachhaltige Schutz der Umwelt.
Innerhalb der einzelnen sieben Länder ist dies jedoch ein utopischer Vorsatz.
Während in Japan nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima Wasser, Luft, Boden und Nahrungsmittel in der land- und meerseitigen Umgebung des Atomkraftwerkes Fukushima I kontaminiert sind, ignorieren die politischen Spitzen der G7 die verheerenden Folgen, welche Nuklearenergie schafft. Die Lösung des Problems bringt nicht die geplante „Energiewende“ der Bundesregierung, da dies letztendlich nur zur Fremdbeschaffung der Atomkraft führt (z.B. von Frankreich). Die Risiken, welche von Atomkraftwerken ausgehen, sind dystopischen Ausmaßes. Trotzdem werden sie von Staatsregierungen mit Geldern in Millionenhöhe gefördert.
Ebenso verhält es sich mit dem Stein- und Braunkohleabbau, der nicht nur Böden und Landschaften und mit ihnen auch den Existenzrahmen der dort ansässigen Lebewesen zerstört, sondern auch Zwangsenteignungen von Grundstücken zur Flächennutzung mit sich bringt.
Insgesamt spielen auch weltweite Monokulturen meist großer Konzerne mit ein. Natürliche Vegetationen und geschützte Flächen werden wirtschaftlich orientiert durch einseitigen Anbau abgenutzt und zur ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit mit Pestiziden behandelt, die nicht nur der Erde, sondern auch den Menschen, die in unmittelbarer Nähe wohnen oder damit arbeiten müssen, schaden. Vor allem in südlichen Ländern, beispielsweise in Lateinamerika, sind ganze Dörfer von den Folgen der giftigen Düngemittel, entwickelt von Firmen wie Bayer oder Monsanto im Auftrag des Staates, durch enorme gesundheitliche Schädigungen beeinträchtigt. Auch in der Nutzung der Umwelt und ihrer natürlichen Ressourcen ist Effizienz das Essenzielle. Ein Beispiel hierfür ist auch die Genmanipulation von Lebensmitteln, die nicht absehbare Risiken bergen. Ein nachhaltiger Umgang mit der Erde ist Grundlage des lebensbejahenden Freiheitskampfes und aller späteren Existenz, auch der befreiten solidarischen Gesellschaft. Die Umweltzerstörung der Herrschenden, ist die Negation unserer Zukunft.
Die Scheinheiligkeit der G7-Staaten beim Thema Umweltschutz zeigt sich zuletzt bei der Wahl des Tagungsortes 2015 im ökologisch sensiblen Werdenfelserland. Für die tatsächlichen zwei Tage der Besprechungen bedarf es massiver Eingriffe in das Naturschutzgebiet rund um Schloss Elmau. Es müssen mehrere Straßen und Hubschrauberlandeflächen gebaut sowie diverse Leitungen und Ersatzleitungen verlegt werden.

Gegen den Staat
Als Anarchist*innen sehen wir den Staat als patriarchalen überwachenden Unterdrückungsmechanismus, der bestehende Hierarchien durch beispielsweise Gesetzgebung und Institutionen nicht beseitigt, sondern im Gegenteil festigt und reproduziert. Rühmen sich auch die G7-Staaten, demokratisch und modern zu agieren, so sind doch die Menschen in den Nationen, welche sich nicht hierarchiebejahend unterordnen, Zielscheiben von Repression und Entrechtung. Grenzen dienen zur Ab- und Ausgrenzung der „Anderen“. Stolz auf die Nation zu sein, heißt, ein Land mit allen seinen historischen Kapiteln, sozialen wie politischen Verhältnissen, Verdrängungen und überlieferten Normen zu zelebrieren. Dies bedeutet in Anbetracht der herrschenden Ordnung ein Ignorieren, Umdeuten oder Gutheißen von rassistischen Normalzuständen, Heteronormativität, Sexismus, Patriarchat, Sozialchauvinismus, Leistungsdruck und anderen menschenverachtenden Freiheitsberaubungen. Die Wege der Nation zur „Stabilisierung“ der Ökonomie führen zu einer gewollt ungerechten Verteilung zu Gunsten der Autoritäten.

Der Protest gegen G7 ist gleichzeitig der Protest gegen Staat, Nation und Kapital. Staaten egal welcher Ausprägung sind immer Institutionen zur Sicherung der Machterhaltung privilegierter Gruppen. Kapitalistische Staaten, ebenfalls egal welcher Ausprägung, unterstützen, sichern und schützen zudem das Kapital.

Was wir wollen
Die Liste dessen, was wir ablehnen, ist lang. Wir könnten an dieser Stelle noch viele weitere Punkte aufführen. Ebenso umfangreich ist die Fülle unserer Vorstellungen, Ideen und Ziele, weswegen wir uns in diesem Aufruf auf wenige zentrale Punkte beschränkt haben:
Als Anarchist*innen eint uns das Ziel, eine solidarische, respektvolle, gewalt- und herrschaftsfreie, also eine emanzipatorische Gesellschaft aufzubauen. Ein solches Vorhaben ist in den herrschenden Verhältnissen nicht ohne weiteres möglich, da im Kapitalismus nicht die Bedürfnisse aller Menschen, sondern einzig eine nach Profitmaximierung ausgerichtete Verwertung aller Lebensbereiche im Vordergrund stehen.
Um einer befreiten Gesellschaft näher zu kommen, müssen wir uns mit alltäglichen Herrschaftsverhältnissen und Unterdrückungsmechanismen kritisch auseinandersetzen und sie letztlich als Ganzes überwinden. Dabei bleiben wir nicht bei der Forderung nach weniger Arbeit, uneingeschränktem Bleiberecht, billigem Wohnraum oder kostenloser Bildung stehen, sondern fordern den materiellen, kulturellen und sozialen Reichtum für alle.
Einem Leben wie wir es uns wünschen, in Selbstbestimmung und Solidarität, muss ein von Gleichberechtigung und Respekt geprägter Umgang zugrunde liegen. Sicherlich ist es noch ein sehr langer Weg bis dorthin, aber wir tragen unsere Vorstellungen und Hoffnungen mit uns.
Um unseren Zielen Schritt für Schritt näher zu kommen, bauen wir bereits im Hier und Jetzt alternative Strukturen auf, treten Missständen auf vielfältige Art und Weise entgegen und erlernen, ohne Ellenbogenverhalten oder Mehrheitsentscheide, sondern im Konsens unsere Entscheidungen zu treffen.
Um die vorhandenen Hierarchien und Unterdrückungsmechanismen überwinden zu können, müssen wir sie und unsere eigene Rolle dabei erkennen, reflektieren und jeden Tag aufs Neue hinterfragen. Wir wollen die Hierarchien bekämpfen, die Menschen in einer Gesellschaft nach Macht und Nicht-Macht, in höhere und niedere Statusgruppen einteilen.
Hierzu ist es nötig aktiv zu werden.
Unseren Protest werden wir an den Aktionen rund um den G7-Gipfel in die Öffentlichkeit tragen, denn dies ist nicht das Ende der Geschichte!

Kommt und beteiligt Euch zahlreich an den Aktionen gegen den G7-Gipfel, das Symbol für Unterdrückung und Ausbeutung!

Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen und Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr

Unterstützer*innen

Falls ihr den Aufruf unterstützen oder Mobi-Materialien bestellen meldet euch unter:blockg7 AT riseup DOT netblockg7 AT riseup DOT net || PGP-Key

Weitere Infos, Termine und Radiobeiträge findet ihr unter: http://fda-ifa.org/g7/

Am 21. 03: gegen die „Demo für alle“ in Stuttgart

4-format43Am Samstag, 21. März wollen rechtspopulistische, rechte und christlich-fundamentalistische Kräfte wieder durch Stuttgarts Innenstadt ziehen. Sie wollen verhindern, dass im neuen Bildungsplan sexuelle Vielfalt behandelt wird und damit das traditionelle Familienbild ablöst. Doch als ob das nicht schon genug wäre, finden hier rechte Ideologien leicht Anschluss.

Überlassen wir ihnen nicht das Feld:

Egal ob Pegida , Demo für Alle oder AfD – Gemeinsam gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck und für ein solidarisches Miteinander! Raus auf die Straße! Keine Ruhe den rechten Hetzer*innen!

21. März 2015 | 14 Uhr | Stuttgart Schlossplatz

https://linksunten.indymedia.org/de/node/136912

Für eine gemeinsame Fahrt mit Wochenendtickets ab Offenburg treffen wir uns um 10.45 Uhr auf Gleis 6, der Zug fährt um 11.02 Uhr ab.

Veröffentlicht unter Demo

Bericht vom FdA-Treffen in Ludwigsburg 2015

Mitte Januar waren wir als Gäste beim Treffen der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) in Ludwigsburg, das vom Libertären Bündnis Ludwigsburg im Demokratischen Zentrum ausgerichtet wurde.

Hier könnt ihr den Bericht von (LB)² dazu lesen:

FdA-Logo-klein-sternEnde Januar fand im Demokratischen Zentrum (DemoZ) Ludwigsburg das erste von in der Regel drei FdA-Treffen pro Jahr statt. Zum zweiten Mal (nach 2012) wurde das Treffen vom Libertären Bündnis Ludwigsburg (im Folgenden (LB)² abgekürzt) ausgerichtet. Da das vorherige Treffen im September 2014 in Berlin stattfand, konnte mit Ludwigsburg wieder ein Ort in einer anderen geographischen Region gewonnen werden. Dies spielt vor allem für die Einladung von Gästegruppen eine Rolle. Dementsprechend kamen vor allem (aber nicht nur) Gruppen aus dem südlicheren deutschsprachigen Raum zum Treffen, die nicht Mitglied in der FdA sind. Neben Aktiven der Libertären Aktion Winterthur und der Anarchistischen Initiative Ortenau, die schon bei früheren FdA-Treffen als Gäste anwesend waren, konnten wir als neue Gäste Vertreter*innen der Anarchistischen Gruppe Dortmund, der Libertären Antifa München und Auf der Suche Nürnberg begrüßen. Vor allem die beiden letztgenannten Gruppen wurden mit großer Freude und Spannung empfangen, gab es doch bisher wenig Austausch mit organisierten Zusammenschlüssen aus Bayern auf FdA-Ebene.

Insgesamt nahmen ca. 35 Personen aus 15 verschiedenen Gruppen am Treffen teil. Ein Großteil davon fand sich bereits Freitag Abend im DemoZ Ludwigsburg ein. Da die erste Plenumsphase erst für Samstagmorgen vorgesehen war, blieb am Freitagabend genug Zeit, um in Ruhe anzukommen, sich kennenzulernen oder an vergangene Begegnungen anzuknüpfen. Zwei Infotische von (LB)² und dem Infoladen Karlsruhe versorgten alle Interessierten mit lesenswerter Literatur, Fahnen, Aufnäher, Sticker und Buttons. Auf dem weiten Weg aus Berlin wurde eine (gefühlte) LKW-Ladung an Broschüren mitgebracht, unter anderem der aktuelle CrimethInc-Aufruf „Alles verändern“ und die frisch gedruckte Neuauflage der Broschüre „Anarchismus – Eine Einleitung“ des Anarchistischen Netzwerks Südwest*. So fand ein reger Austausch von Materialien zwischen den Städten statt.

Ebenfalls auf Interesse stieß die im DemoZ gerade zu sehende Ausstellung „Salz und Brot“ von Peter Schmidt. Eine über zwei Meter hohe Installation, bestehend aus einer nachempfundenen Packung Salz sowie einem Laib Brot auf einem Holztisch, bildet die traditionelle Geste des Willkommens ab. In die Rückseite der Salzpackung sind mehrere Installationen im Modellbaumaßstab 1:87 wie Schubladen übereinander eingebaut. Zu sehen sind Szenen der Unterstützung von Flüchtlingen (z.B. das Refugee-Camp auf dem Oranienplatz), aber auch deren Ablehnung, der Umgang mit ihnen und die Auseinandersetzungen um sie und mit ihnen. Das Spannungsfeld der sogenannten Willkommenskultur und der Ausländerfeindlichkeit in Deutschland ist Thema der Ausstellung. Alle Szenen sind als große Fotografien im DemoZ-Kneipenraum nochmal abgebildet. Sehr anschaulich bekamen die Besucher*innen so einen kleinen Eindruck der kulturellen Vielfalt des DemoZ. Die Veranstaltungen und Aktivitäten im DemoZ reichen von Vorträgen, Filmvorführungen, praktischen Workshops über Ausstellungen, Voküs, Konzerte und (Frauen-)Discos bis hin zu Kampfsporttraining oder Zeichenkurse. Als selbstverwaltetes, nicht-kommerzielles Zentrum setzt das DemoZ auf eine „Kultur von unten“, die eine Gegenposition zu diskriminierenden gesellschaftlichen Entwicklungen einnimmt. Das Zentrum besteht schon seit 1980. Maßgeblich an der Gründung und dem Aufbau des Zentrums beteiligt waren die sozialen Bewegungen der 70/80er Jahre, vor allem die lokale Anti-AKW-Bewegung.

Obwohl sich die geselligen Gespräche am Freitagabend noch sehr lange in die Nacht zogen (und ebenso die Anreise einiger Personen – die letzten kamen um halb vier Uhr nachts an), begann das erste Gesamtplenum pünktlich am nächsten Morgen. Nach der offiziellen Begrüßung und Vorstellung aller Teilnehmenden wurden allen neuen und interessierten Personen in einem Extraraum die FdA, ihre Strukturen und Arbeitsweisen vorgestellt und Raum für Fragen gegeben.

Als alle sich wieder im Großplenum versammelt hatten (der Rest hatte inzwischen Organisatorisches besprochen) sah die Tagesordnung eine erste AG-Phase vor. Unter anderem sollte in einer AG ein Austausch der Gruppen über die Planungen der 1. Mai-Aktivitäten stattfinden. Leute aus dem Ruhrgebiet gaben bekannt, dass dieses Jahr eine anarchistische 1. Mai-Demonstration in Dortmund geplant sei, was auf positive Resonanz stieß. Diskutiert wurden Formen der Unterstützung durch die FdA bzw. föderierte Gruppen außerhalb des Ruhrgebiets. Die Frage einer zentralen Mobilisierung am 1. Mai nach Dortmund wurde kontrovers diskutiert. Letztlich hatte bei einigen Gruppen, welche in eigenen 1. Mai-Bündnissen involviert sind, die Teilnahme vor Ort Priorität. Gruppen, welche nicht in lokale 1. Mai-Bündnisse eingebunden sind, werden voraussichtlich auf die Anarchistische 1. Mai-Demonstration nach Dortmund mobilisieren.

Eine Person vom Anarchistischen Radio Berlin stellte das das Projekt „Radio aktiv“ vor – ein interaktives Projekt, welches von anarchistischen Radio-Gruppen in Brasilien schon umgesetzt wird. Dabei handelt es sich um eine gestreamte Radio-Livesendung. Ein extra dafür eingerichteter Online-Chat gibt den Zuhörer*innen die Möglichkeit schon während der Radio-Sendung Rückmeldung zu geben oder eigene Ideen und Inhalte einfließen zu lassen und damit die Radiosendung mitzugestalten. Nachdem dieses Konzept vorgestellt wurde fand eine produktive Diskussion statt über potentielle Umsetzungsformen, Grenzen und Hürden sowie Unterstützungsmöglichkeiten des Projekts durch andere FdA-Gruppen. Ob und wie das Projekt (testweise) umgesetzt wird, ist noch offen – ihr dürft gespannt sein.

Emma Goldmans Autobiographie „Gelebtes Leben“ (Originaltitel “Living my life”, 1931 erschienen) gibt es in der deutschen Übersetzung schon seit Ende der 1970er Jahre. Ins Russische (der Geburtssprache Emma Goldmans) wurde das Buch bisher jedoch aus verschiedenen Gründen nicht übersetzt. Ein russisches Übersetzungskollektiv (RTP) findet ihr Buch immer noch so lesenswert, aktuell und wichtig, dass sie es in die russische Sprache übersetzen wollen. Da ein erster Finanzierungsversuch über Crowdfunding in Russland nicht funktionierte, wurde an eine Person in der FdA die Bitte nach Unterstützung der Finanzierung herangetragen. Hier ist wichtig zu wissen, dass das Übersetzungskollektiv als wirtschaftlicher Zusammenhang mit Löhnen funktioniert. Eine Schätzung geht davon aus, dass für die Übersetzung der fast 1000 Seiten (im Original) etwa 8000€ benötigt werden. Als Finanzierungsmöglichkeit sollen Postkarten mit Zitaten von Emma Goldman gedruckt und verkauft werden. Weitere Unterstützungsmöglichkeiten durch die FdA wurden im Plenum gesammelt. Ein Spendenkonto wird eingerichtet, es werden durch verschiedene FdA-Gruppen Veranstaltungen stattfinden.

In einer weiteren AG-Phase fand am Nachmittag unter anderem ein Erfahrungsaustausch über den Aufbau von Lokalföderationen bzw. Lokalvernetzungen statt. Zunächst stellten Personen der Anarchistischen Föderation Rhein-Ruhr (AFRR) ihr Konzept des offenen anarchistischen Organisierungstreffens vor sowie den Ablauf und die Entwicklung, wie die AFRR entstanden ist. In Dortmund wurden von der lokalen Anarchistischen Gruppe 2 offene Organisierungstreffen veranstaltet. Hier hatten Leute, welche noch nicht in (anarchistischen oder lokalen) Gruppen aktiv sind, die Möglichkeit miteinander und mit aktive Leute von lokalen anarchistischen/libertären Projekte ins Gespräch zu kommen und Anschluss zu finden. Die bisher bestehenden Projekte stellten sich kurz vor und im weiteren Lauf des Treffens wurden die Interessengebiete der Interessierten gesammelt. Die Interessierten konnten so mit Gleichgesinnten verschiedene thematische Arbeitsgruppen bilden und sich mit den schon bestehenden Initiativen vernetzen. So entstanden beim 1. offenen Organisierungstreffen in Dortmund 9 AGs, unter anderem zu den Themen Anarcha-Feminismus, Bildung & Jugend oder eine Lesekreis-AG. In der anschließenden Diskussion wurde die Übertragbarkeit dieses Konzepts auf Regionen mit anderen Rahmenbedingungen (z. B. ländliche Region anstatt großstädtischem Ballungsraum) diskutiert, aber auch Aspekte wie Offenheit für Repressionsorgane. Danach wurde der Gründungsprozess des Anarchistischen Netzwerks Südwest* (A-Netz Südwest*) von daran beteiligten Personen vorgestellt. Im Gegensatz zu der AFRR, welche erst eine übergeordnete Kommunikations- und Austauschstruktur aufgebaut hat um danach die Voraussetzungen für eine lokale Gruppenbildung zu schaffen, verlief dieser Prozess beim A-Netz Südwest* genau andersherum: Es bestanden schon anarchistische Gruppen in verschiedenen Städten im Südwesten*, bevor erste Vernetzungstreffen zwischen den Lokalgruppen stattfanden. Das Netzwerk bildete sich nach einer ersten gemeinsam organisierten Veranstaltungsreihe/Kampagne. Nach fast 5-jährigem Bestehen blickten die Beteiligten außerdem kritisch auf Möglichkeiten, Entwicklungen, aber auch Probleme einer regionalen Vernetzung. Der gesamte Erfahrungsaustausch innerhalb der AG wurde von den Teilnehmenden interessiert aufgenommen, insbesondere da es auch in anderen Regionen im deutschsprachigen Raum Ideen und Pläne für eine (formellere) Vernetzung von Lokalgruppen gibt.

Nach den offiziellen Plenum und der Diskussion weiterer Themen verlief der Samstagabend entspannt bei geselliger Atmosphäre zwischen den anwesenden Personen.

Am Sonntag gab es noch zwei große Arbeitsgruppen: Zur Föderationszeitung Gaidao sowie zur internationalen Vernetzung und speziell zur Internationalen der Anarchistischen Föderationen (IFA). Neben regelmäßig zu besprechenden Themen in der Gaidao-AG wie beispielsweise die Aufgabenverteilung bei der Erstellung der Gaidao oder Werbemaßnahmen, wurden auch mögliche Neuerungen besprochen. So gibt es die Idee für die Audio-Version der Gaidao ausgewählte Texte von realen Sprecher*innen vorlesen zu lassen (in der aktuellen Audio-Version geschieht dies durch eine Computerstimme). Dies würde die Qualität der Audio-Version deutlich steigern, ist jedoch eine Frage der Beteiligung und der verfügbaren Kapazitäten. Außerdem wird es bei der Anarchistischen Buchmesse im April in Mannheim wieder einen Gaidao-Stand geben. Und auch dieses Jahr sind wieder ein bis zwei Gaidao-Sonderausgaben geplant.

Die AG Internationales diskutierte unter anderem die Themen für das kommende Delegiertentreffen der IFA (siehe dazu den Erfahrungsbericht der CRIFA in Paris in diesem Heft). Ebenfalls besprochen wurde das anarchistische Mittelmeertreffen, das im Oktober in Athen stattfinden soll. In Vorbereitung dazu wird es bereits im März ein Vortreffen in Tunesien geben. Hierfür will die FdA finanzielle Unterstützung leisten.

Nach einem ausführlichen Feedback der Teilnehmenden zum Treffen ging zumindest der offizielle Teil des Treffens dem Ende entgegen. Als Fazit bleibt festzuhalten: Sowohl die hohe Anzahl an Teilnehmer*innen als auch die Vielzahl an vertretenen Gruppen/Städten (inklusive 5 Gästegruppen) zeigen, dass es ein großes Interesse gibt an Austausch und Vernetzung im Allgemeinen sowie an der FdA im Speziellen. So konnten sich in den drei Tagen des Treffens persönliche Kontakte entwickeln. Aber es ist auch konkrete Zusammenarbeit an verschiedenen Projekten geplant worden, die für die Zukunft ein in Austausch bleiben fördern werden. Insgesamt beinhaltete das FdA-Treffen in Ludwigsburg eine spannende und gelungene Mischung aus Informations- und Erfahrungsaustausch, konkreter praktischer Planung und Raum für informelles Miteinander.

Fragend schreiten wir voran…

Ein Rückblick auf unsere Veranstaltungsreihe “Gegen den Strom – selbstbestimmtes Leben jenseits von Profit und Ausbeutung” im November 2014

plakatausschnittIm Frühjahr 2014 hatten wir die Idee, den Film “Cecosesola – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela” zu zeigen. In der Diskussion über den Film kam in der Gruppe ziemlich bald der Gedanke auf, dass diese Kooperative ja schön und gut, aber reichlich weit weg ist. Mit uns vor Ort ließ sich das Ganze nicht so richtig vergleichen: zu unterschiedlich sind die Bedingungen und die Geschichte. Um dies aufzufangen, wollten wir im Anschluss regionale Projekte vorstellen. Es wurde uns schnell klar, dass es in diesem Rahmen nicht zu mehr reichen würde, als die einzelnen Projekte kurz namentlich zu nennen, dabei aber die Inhalte verloren gehen würden. So überlegten wir, eine ganze Reihe zum Thema Selbstverwaltung zu organisieren, bei der die beteiligten Gruppen die Möglichkeit haben sollten, sich und ihre Idee vorzustellen.

Wir machten uns daran, Projekte überwiegend aus der Ortenau zu finden, die sich grob unter dem Thema “Selber machen” sammeln ließen. Wir waren dann doch überrascht, wie viele es da gibt. Die allermeisten Projekte sagten ohne große Umstände zu und zeigten keinerlei Scheu, mit den Anarchist*innen zusammenzuarbeiten.

So hatten wir am Ende des Sommers nach einigem Hin und Her acht interessante Veranstaltungen stehen:

1. Cecosesola – Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela (Filmvorführung)
2. Gemeinwohlökonomie (Vortrag und Diskussion)
3. Solidarische Landwirtschaft Ortenau (Vortrag und Diskussion)
4. Repaircafé Offenburg (Vortrag und Diskussion)
5. Kommune und Druckereiwerkstatt Mühle Renchen (Vortrag und Diskussion)
6. Steffi Bleibt! (Filmvorführung)
7. Freie Software (Vortrag und Diskussion)
8. In Transition 2.0 (Filmvorführung)

Wir wollten mit unseren Veranstaltungen nicht nur uns selbst erreichen und bilden (was aber auch immer ein Beweggrund ist), sondern auch Menschen, die zwar keine Anarchist*innen sind, sich aber für die Thematik der Selbstverwaltung interessieren oder uns kennenlernen wollten.

Wir gestalteten Flyer und Plakate, legten sie großflächig in der Ortenau aus, verschickten sie und betrieben eine aufwändige Öffentlichkeitsarbeit: wir schrieben Pressemitteilungen zur gesamten Veranstaltungsreihe und zusätzlich zu den einzelnen Terminen an die lokalen Redaktionen und fütterten sämtliche örtlichen, uns bekannten Veranstaltungsforen. Natürlich bewarben wir die Reihe auch auf den üblichen Wegen: Indymedia linksunten, auf unserem Blog, über unseren E-Mail-Newsletter und auf diversen Websites.

Überrascht waren wir davon, dass wirklich jede einzelne Veranstaltung im Offenburger Tageblatt abgedruckt wurde. Teilweise wurden unsere Pressemitteilungen wörtlich übernommen. Die Veranstaltung zu Freier Software schaffte es sogar in die linksliberale “die tageszeitung”.

Die Veranstaltungen waren für Offenburger Verhältnisse durchweg gut besucht. Es waren immer Leute von außerhalb der Anarchistischen Initiative dabei, teilweise auch gänzlich neue und szenefremde Gesichter. Durchschnittlich fanden 14,5 Menschen den Weg zu uns, davon 6,5 externe Besucher*innen. Bei der guten Berichterstattung in den Printmedien hätten wir zwar noch einige Menschen mehr erwartet, freuten uns aber dennoch über die anwesenden, eifrig mitdiskutierenden und offenen Leute, die sich nicht von dem Wort “anarchistisch” abschrecken ließen. Die Rückmeldungen der Besucher*innen und sonstigen Informierten zu der Reihe waren gut. Einziger Wermutstropfen war die Lage des Veranstaltungraumes: sie scheint für viele eine Hürde zu sein, weil der Raum außerhalb der Innenstadt liegt und der Weg dahin nur schlecht beleuchtet ist.
Überraschend war für uns, dass von den Referent*innen niemand bei anderen Veranstaltungen auftauchte. Vermutlich kannten sie die Inhalte bereits oder waren zu eingebunden in eigene/andere Termine. Allerdings war die Vernetzung auch nicht unser Hauptanliegen. Ein Stück Vernetzung ist allein dadurch schon passiert, dass sich die Referent*innen auf uns einließen und bereit waren, uns kennen zu lernen.

Einige Referent*innen bezogen sich in ihren Beiträgen explizit auf den Anarchismus und stellten die vorhandenen Gemeinsamkeiten dar. Teilweise wurden in den Diskussionen im Anschluss die Projekte unter anarchistischen Gesichtspunkten betrachtet. Die Rückmeldungen der einzelnen Referent*innen waren positiv: die freundliche, lockere Atmosphäre und die kritischen Diskussionen wurden gelobt. Einerseits wurde der angenehme Veranstaltungsraum hervorgehoben, andererseits wurde er als “zu suspekt” für “gesetzteres Publikum” wahrgenommen.

Erfreulich war, dass sich einige unserer Initiative aufmachten, trotz Widerständen und persönlicher Unsicherheiten den inneren Schweinehund zu überwinden: die acht Veranstaltungen wurden von sechs verschiedenen Personen mit einleitenden Worten eröffnet. Es war ein Versuch, erste Schritte zum Abbau von informellen Hierarchien zu gehen und anarchistische Ansprüche im eigenen Umfeld umzusetzen. Auch die Vorbereitung der Reihe durch wenige Personen wurde kritisch hinterfragt und führte zu konkreten Veränderungen und Aufgabenverteilungen für zukünftige Projekte.

Somit werten wir die Reihe als Erfolg: sie wurde in der Öffentlichkeit wahrgenommen, gut besucht und die Rückmeldungen waren im Großen und Ganzen positiv.

Es geht immer weiter.
Für die Anarchie.

Anarchistische Initiative Ortenau, Februar 2015

Die Anarchistische Initative Ortenau tritt dem Anarchistischen Netzwerk Südwest* bei

a-ini-logo quadratischDie Anarchistische Initative Ortenau besteht seit Winter 2013. Nun sind wir offiziell dem Anarchistischen Netzwerk Südwest* beigetreten. Da wir nicht nur hier vor Ort anarchistische Ideen einbringen und uns in den Alltag einmischen wollen, haben wir uns, ganz nach dem Prinzip der anarchistischen Föderierung von unten nach oben, dem Netzwerk angeschlossen. Als Gruppe bleiben wir in unserem Handeln autonom.
Mit einigen der Menschen und Gruppen des Netzwerks haben wir schon zuvor zusammengearbeitet, jetzt haben wir noch viele neue Gesichter kennengelernt und es werden immer mehr.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und Anregungen, die daraus entstehen.

Für die Anarchie.

Anarchistische Initative Ortenau, Februar 2015

Homophobe Bewegungen in Baden-Württemberg

Vortrag und Diskussion von und mit Lucius Teidelbaum

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Seit Anfang des Jahres 2014 finden in Stuttgart Demonstrationen statt, die sich u.a. gegen eine geplante Verankerung der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ im neuen Bildungsplan für Baden-Württemberg richten. Die rechten Demonstrant/innen sind mehrheitlich nicht Neonazis, sondern kommen aus christlich-fundamentalistischen Kreisen. Diese rechts-klerikalen Milieus erfahren in Deutschland kaum kritische Aufmerksamkeit, solange sie nicht auf der Straße sichtbar werden.

Einen Überblick über die homo- und transphoben Proteste on- und offline, die daran beteiligten Gruppen und ihre Motive gibt Lucius Teidelbaum, der sich mit dieser Szene seit Jahren beschäftigt.

Donnerstag, 19.02.2015, 19 Uhr 30 im Brandeck, Zeller Str. 46, Offenburg

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Nächster Versuch: Offenes Treffen am 07.02.: Schlittenfahren mit Anarch@s…

Schlittenfahren am Ruhestein im Schwarzwald…mit Anarchas!

Wir treffen uns am Samstag, den 07.02.2015 um 11 Uhr am Alarmraum Offenburg (wer hat, mit Auto) oder direkt auf dem Parkplatz am Ruhestein.

Mitbringen solltet ihr Schlitten, Punsch, Glühwein und Vesper.

Ihr dürft euch gerne anmelden, das erleichtert die Mitfahrplanung: a-ini-og(ät)immerda(punkt).ch

Falls kein Schnee liegen sollte (skilift-ruhestein.de), gehen wir dort oben wandern. Bei Regen verschieben wir das Ganze nochmal.

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Kein Schnee, aber Regen! Wir bleiben im Trockenen…

a-schneemenschDer Winter ist keiner und wir bleiben schmollend daheim…

Das morgige Offene Treffen der Anarchistischen Initiative, also das geplante Schlittenfahren oder Wandern, fällt aus. Das Wetter ist doof…kein Schnee und viel Regen.

Wir verschieben das Ganze und bewerben den nächsten Versuch rechtzeitig.

Wer trotzdem mit Teilen von uns feiern will, kommt abends in den Kessel zum Punkfest mit coolen Bands, veganer Küfa und netten Leuten.