Film “Un pueblo en armas”

80-jahre-Spanischer-Bürgerkrieg-und-Soziale-Revolution-PlakatZwischen Juli 1936 und Mai 1937 entstanden die Aufnahmen zu diesem Film, die auch in vielen anderen Filmdokumenten dieser Zeit zu sehen sind. Der Film erschien zuerst 1937 in den USA unter dem Titel »Fury over Spain«. Nicht die Details des Krieges stehen hier im Vordergrund, sondern die soziale Revolution, von dem die Produktion des Films selbst ein Teil ist.

Die Filmvorführung findet im Rahmen unserer Ausstellung und Veranstaltungsreihe “Pueblo en armas” statt.

Mittwoch, 19.10.2016, 19 Uhr 30
Linkes Zentrum R12, Rammersweierstraße 12, Offenburg

 

Vortrag “Mujeres Libres – Freie Frauen”

80-jahre-Spanischer-Bürgerkrieg-und-Soziale-Revolution-PlakatDer Vortrag findet im Rahmen unserer Ausstellung und Veranstatlungsreihe „Pueblo en armas“ statt.

Die Gruppe „Mujeres Libres“ (Freie Frauen) wurde im April 1936, also drei Monate vor Beginn de Spanischen Revolution, offiziell gegründet.

Wie viele spätere Mitglieder der Gruppe waren die Gründerinnen in der anarchistischen (FAI/JJLL) und syndikalistischen (CNT) Bewegung aktiv.

Aufgrund des “Machismo” und des Sexismus, den es auch in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung gab, und dem Unwillen der männlichen Genossen beschlossen einige Frauen, ganz den Ideen des Anarchismus und Syndikalismus verhaftet eine eigene Frauenorganisation ins leben zu rufen. Sie pochten dabei auf ihr Recht sich selbst zu organisieren und gegen die dreifache Unterdrückung, der sich sich gegenüber sahen, zu kämpfen.

Als Arbeiterin wurde sie von den Bossen ausgebeutet und missbraucht, als Hausfrau und Mutter wurden sie von den Männern, Familienmitgliedern und Genossen ausgebeutet, als Unwissende hatten sie kaum Möglichkeiten diese Ausbeutung zu begreifen und sich dagegen zu wehren oder gar ein eigenes, unabhängiges Leben zu führen. Als Mittel zur Überwindung dieser dreifachen Sklaverei sollte neben der Mitgliedschaft in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung die eigenständige und autonome Organisation in den Mujeres Libres dienen. Dabei verfolgten die Freien Frauen kurzfristig und pragmatisch zwei Ziele: # „captación“ – Frauen für die anarchistische Bewegung zu begeistern und zu gewinnen ‘ „capacitación“ – die Befähigung (Bildung und Ausbildung) der Frauen. Dadurch sollten die Frauen wirtschaftlich unabhängig werden – als Grundlage für die geistige Emanzipation.

Während der Spanischen Revolution und des Bürgerkrieges wuchs die Gruppe auf über 20.000 Mitglieder in über 160 Ortsgruppen an. Die Mujeres Liebres nahmen von Anfang an (bis zur Remilitarisierung) an der Niederschlagung des Putsches teil und gingen dann als Kämpferinnen an die sich bildende Front. Außerdem organisierten sie Bildungs- und Ausbildungskursen, Kindergärten und Speiseräumen.

Unterstützung bekamen sie dabei unter anderem von Etta Federn und Emma Goldman. Innerhalb der spanischen libertären Bewegung blieben sie trotz ihrer Aktivitäten lange ausgeschlossen. So weigerten sich 1936 die libertären Bewegungen (CNT-FAI-JJLL) die Mujeres Libres offiziell als libertäre Organisation an zu erkennen.

Aus Sicht der Freien Frauen war die soziale Revolution nicht ohne die Frauen machbar – nur wenn die Grundlegenden Ideen des Anarchismus sowohl von den Frauen aufgenommen werden würden als auch von den Männern der eigenen libertären (anarchistischen und syndikalistischen) Bewegung anerkannt werden würde das die Frauen gleichwertig sind hätte die Revolution einen Wert für die gesamte Menschheit.

Rudolf Mühland wird bei der Vorstellung der Mujeres Libres einen Schwerpunkt auf die “anarcha-feministischen” Analysen und Themen legen. Dabei wird er sowohl den begrenzten geographischen als auch den zeitlichen Horizont überschreiten. Ein “Blick zurück nach vorne” soll zur Diskussion und wenn nötig auch zur autonomen Organisierung anregen.

Samstag, 15.10.2016, 19 Uhr
Linkes Zentrum R12, Rammersweierstraße 12, Offenburg

Vernissage der Ausstellung „Pueblo en armas“ und Vortrag “Die Utopie leben! Der kurze Sommer der Anarchie 1936”

80-jahre-Spanischer-Bürgerkrieg-und-Soziale-Revolution-PlakatAm kommenden Montag startet unsere Veranstaltungsreihe zu „80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg und Soziale Revolution“.

Montag, 03.10.2016, 18 Uhr Vernissage der Ausstellung “Pueblo en armas” (Volk in Waffen). Musikalisch untermalt vom Arbeiter*innenchor Achern-Bühl (ACAB).

Die Ausstellung „Pueblo en armas“ der gleichnamigen Autor*innengruppe gibt auf 21 Bild- und Texttafeln einen Einblick in die Geschichte des Widerstandes gegen den Franco-Faschismus in Spanien von 1936 bis 1939.  In dieser Zeit entstanden zahlreiche politische Plakate von hohem künstlerischen Wert, von denen eine Auswahl die Ausstellung bereichert. Sie sind bis heute beispielgebend und teilweise stilprägend für linke und anarchistische Plakatkunst.

Öffnungszeiten der Ausstellung vom 05.10. bis zum 23.11.2016:
Montag 09 bis 12 Uhr
Mittwoch 18 bis 21 Uhr
Samstag 11 bis 16 Uhr

Gleich am nächsten Tag geht es weiter mit einem Vortrag:

Dienstag, 04.10.2016, 19:30 Uhr Vortrag “Die Utopie leben! Der kurze Sommer der Anarchie 1936”

Trotz Faschismus, trotz Stalinismus und Bürgerkrieg setzten die Anarchist*innen ihre Utopie einer solidarischen und freien Gesellschaft durch.
Ein Mitglied der Anarchistischen Gruppe Mannheim legt den Schwerpunkt seines Vortrags auf die Soziale Revolution, ohne den Rahmen, den tobenden Bürgerkrieg, zu vergessen.
Ein Vortrag für Einsteiger*innen.

Das komplette Programm könnt ihr hier einsehen.

Ausstellung „Pueblo en armas“, Vorträge, Diskussionen und Filme: 80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg und Soziale Revolution

80-jahre-Spanischer-Bürgerkrieg-und-Soziale-Revolution-Plakat„Hier, in unserem Herzen, tragen wir eine neue Welt. Jetzt, in diesem Augenblick, wächst diese Welt.“               Buenaventura Durruti (1896 – 1936)

Dass vor 80 Jahren, im Juli 1936, in Spanien ein Bürgerkrieg ausbrach, der in die Jahrzehnte währende faschistische Diktatur unter Franco mündete, wissen viele Menschen. Dass sich parallel dazu eine Soziale Revolution ereignete, ist hingegen den wenigsten bekannt. Millionen Menschen agitierten, kämpften und arbeiteten für eine befreite Gesellschaft: Befreit von der Herrschaft der Kirche, des Militärs, der Regierung und des Kapitals.

Wir wollen mit der Ausstellung, den Vorträgen und den Filmen genauer hinschauen: Wie kam es zum Bürgerkrieg? Wie kam es, dass gerade in Spanien Millionen Menschen von anarchistischen Ideen und Theorien begeistert waren und diese in großen Teilen des Landes in die Praxis umsetzten? Und können wir aus der Betrachtung der Vergangenheit etwas für heute und morgen lernen?

Wir laden euch ein zu einer interessanten, ausführlichen Ausstellung, zwei ein- und weiterführenden Vorträgen und Diskussionen und drei Filmabenden.

Montag, 03.10.2016, 18 Uhr Vernissage der Ausstellung „pueblo en armas“ (Volk in Waffen). Musikalisch untermalt vom Arbeiter*innenchor Achern-Bühl (ACAB).

Die Ausstellung „Pueblo en armas“ der gleichnamigen Autor*innengruppe gibt auf 21 Bild- und Texttafeln einen Einblick in die Geschichte des Widerstandes gegen den Franco-Faschismus in Spanien von 1936 bis 1939.  In dieser Zeit entstanden zahlreiche politische Plakate von hohem künstlerischen Wert, von denen eine Auswahl die Ausstellung bereichert. Sie sind bis heute beispielgebend und teilweise stilprägend für linke und anarchistische Plakatkunst.

Öffnungszeiten der Ausstellung vom 05.10. bis zum 23.11.2016:
Montag 09 bis 12 Uhr
Mittwoch 18 bis 21 Uhr
Samstag 11 bis 16 Uhr

Dienstag, 04.10.2016, 19:30 Uhr Vortrag „Die Utopie leben! Der kurze Sommer der Anarchie 1936“

Trotz Faschismus, trotz Stalinismus und Bürgerkrieg setzten die Anarchist*innen ihre Utopie einer solidarischen und freien Gesellschaft durch.
Ein Mitglied der Anarchistischen Gruppe Mannheim legt den Schwerpunkt seines Vortrags auf die Soziale Revolution, ohne den Rahmen, den tobenden Bürgerkrieg, zu vergessen.
Ein Vortrag für Einsteiger*innen.

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[Die Veranstaltung am 15.10.2016 kam leider erst nach druck der Plakate und Flyer zustande. Nichts desto trotz freuen wir uns sehr, einen Vortrag zu den Mujeres Libres im Programm zu haben.]

Samstag, 15.10.2016, 19 Uhr Vortrag „Mujeres Libres – Freie Frauen“

Die Gruppe „Mujeres Libres“ (Freie Frauen) wurde im April 1936, also drei Monate vor Beginn de Spanischen Revolution, offiziell gegründet.

Wie viele spätere Mitglieder der Gruppe waren die Gründerinnen in der anarchistischen (FAI/JJLL) und syndikalistischen (CNT) Bewegung aktiv.

Aufgrund des „Machismo“ und des Sexismus, den es auch in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung gab, und dem Unwillen der männlichen Genossen beschlossen einige Frauen, ganz den Ideen des Anarchismus und Syndikalismus verhaftet eine eigene Frauenorganisation ins leben zu rufen. Sie pochten dabei auf ihr Recht sich selbst zu organisieren und gegen die dreifache Unterdrückung, der sich sich gegenüber sahen, zu kämpfen.

Als Arbeiterin wurde sie von den Bossen ausgebeutet und missbraucht, als Hausfrau und Mutter wurden sie von den Männern, Familienmitgliedern und Genossen ausgebeutet, als Unwissende hatten sie kaum Möglichkeiten diese Ausbeutung zu begreifen und sich dagegen zu wehren oder gar ein eigenes, unabhängiges Leben zu führen. Als Mittel zur Überwindung dieser dreifachen Sklaverei sollte neben der Mitgliedschaft in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung die eigenständige und autonome Organisation in den Mujeres Libres dienen. Dabei verfolgten die Freien Frauen kurzfristig und pragmatisch zwei Ziele: # „captación“ – Frauen für die anarchistische Bewegung zu begeistern und zu gewinnen ‚ „capacitación“ – die Befähigung (Bildung und Ausbildung) der Frauen. Dadurch sollten die Frauen wirtschaftlich unabhängig werden – als Grundlage für die geistige Emanzipation.

Während der Spanischen Revolution und des Bürgerkrieges wuchs die Gruppe auf über 20.000 Mitglieder in über 160 Ortsgruppen an. Die Mujeres Liebres nahmen von Anfang an (bis zur Remilitarisierung) an der Niederschlagung des Putsches teil und gingen dann als Kämpferinnen an die sich bildende Front. Außerdem organisierten sie Bildungs- und Ausbildungskursen, Kindergärten und Speiseräumen.

Unterstützung bekamen sie dabei unter anderem von Etta Federn und Emma Goldman. Innerhalb der spanischen libertären Bewegung blieben sie trotz ihrer Aktivitäten lange ausgeschlossen. So weigerten sich 1936 die libertären Bewegungen (CNT-FAI-JJLL) die Mujeres Libres offiziell als libertäre Organisation an zu erkennen.

Aus Sicht der Freien Frauen war die soziale Revolution nicht ohne die Frauen machbar – nur wenn die Grundlegenden Ideen des Anarchismus sowohl von den Frauen aufgenommen werden würden als auch von den Männern der eigenen libertären (anarchistischen und syndikalistischen) Bewegung anerkannt werden würde das die Frauen gleichwertig sind hätte die Revolution einen Wert für die gesamte Menschheit.

Rudolf Mühland wird bei der Vorstellung der Mujeres Libres einen Schwerpunkt auf die „anarcha-feministischen“ Analysen und Themen legen. Dabei wird er sowohl den begrenzten geographischen als auch den zeitlichen Horizont überschreiten. Ein „Blick zurück nach vorne“ soll zur Diskussion und wenn nötig auch zur autonomen Organisierung anregen.

Mittwoch, 19.10.2016, 19:30 Uhr   Film „Un pueblo en armas“ 

Zwischen Juli 1936 und Mai 1937 entstanden die Aufnahmen zu diesem Film, die auch in vielen anderen Filmdokumenten dieser Zeit zu sehen sind. Der Film erschien zuerst 1937 in den USA unter dem Titel »Fury over Spain«. Nicht die Details des Krieges stehen hier im Vordergrund, sondern die soziale Revolution, von dem die Produktion des Films selbst ein Teil ist.

Mittwoch, 09.11.2016, 19:30 Uhr   Vortrag „Die FAU – eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft“ 

Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CNT war eine der wichtigsten und größten Organisationen, die sich am Widerstand gegen den faschistischen Putsch unter Franco und am Bürgerkrieg beteiligten. Aber schon Jahrzehnte davor leistete sie beachtliche Basisarbeit auf dem Land, in den Dörfern und in den Städten und konnte so die Ideen und Theorien des Anarchismus in Spanien verbreiten und den Boden für die Soziale Revolution bereiten.
Auch in Deutschland gibt es eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft, die FAU, die Freie Arbeiter*innen Union. Ein Mitglied der Ortsgruppe Freiburg erläutert uns, was Anarchosyndikalismus ist, was die FAU ist und wofür in Freiburg gekämpft wird.

Samstag, 19.11.2016, 19 Uhr  Film „Durruti in der spanischen Revolution“ 

Anhand von Originaldokumenten zeichnet Regisseur Paco Rios das Leben des Metallarbeiters und Anarchisten Buenaventura Durruti nach. Es kommt nicht nur Durruti selbst zu Wort, sondern ebenso seine Lebensgefährtin Emilienne Morin und zahlreiche andere Zeitgenoss*innen. Kurzweilig komponiert bietet der Film einen anregenden ersten Einblick in die revolutionären Ereignisse vor 70 Jahren, in politische Ränke, die Zwänge des Krieges und Diskussionen in der Confederación Nacional del Trabajo (CNT) und der Federación Anarquista Ibérica (FAI).

Samstag, 26.11.2016, 19 Uhr  Finissage und Film „A las barricadas“

Heute beenden wir die Ausstellung feierlich und zeigen im Anschluss den Film  „A las barricadas“ 30 Wuppertaler Antifaschisten kämpften im spanischen Bürgerkrieg in der republikanischen Armee gegen (den späteren Diktator) Franco und die deutschen Nazi-Truppen. Einer der wenigen Überlebenden war Helmut Kirschey, der bis zu seinem Tod am 23. August 2003 in Göteborg lebte.  Nach einer halbjährigen KZ- Haft floh er 1933 nach Holland und ging von dort im Juli 1936 nach Spanien. Der Film begleitet den Wuppertaler Anarchosyndikalisten Helmut Kirschey 1989 auf eine Erinnerungsfahrt nach Spanien an die Stätten seines damaligen Aufenthaltes, wo er aktiv als Milizionär der anarchistischen Kolonne Durruti an den Kämpfen des Bürgerkriegs zwischen 1936 und 1939 teilnahm.

Der Eintritt zur Ausstellung, zu den Vorträgen und Filmvorführungen ist frei.

Wenn ihr Sonderöffnungszeiten für die Ausstellung braucht (für Schulklassen o.ä.), wendet euch gerne an uns: a-ini-og@immerda.ch

Flyer
Plakat

Die Ausstellung und alle Veranstaltungen finden statt im Linken Zentrum R12, Rammersweierstraße 12, Offenburg.

Anarchistische Initiative Ortenau, September 2016

Am 1.Mai: Rein in den antikapitalistischen Block! Gegen die Arbeit und ihre Verherrlichung durch die Herrschenden und die sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften!

4229275_79a4d6f230Der 1. Mai steht auch in Offenburg vor der Tür und mit ihm das alljährliche Ritual: Gottesdienst, Demo vom Fischmarkt zur Reithalle zum DGB-Fest, zu dem Vertreter*innen des Linken Zentrums R12 einen Redebeitrag beisteuern wollten. Mit der klaren Ansage der lokalen DGB-Größen und deren Genoss*innen, dass es auf “ihrem” 1. Mai-Fest keine politischen Reden zu geben habe, sehen wir nun allerdings keine gemeinsame Basis mehr mit ihnen. Darum haben wir uns dazu entschlossen, zwar bei der Demo im antikapitalistischen Block mitzulaufen, dann aber unser eigenes, kleines Fest im Linken Zentrum R12 zu feiern.

“Gegen die Arbeit? wusst ich’s doch, dass ihr Linken alle faule Schweine seid!”
Ja, wir sind gegen die Arbeit im Kapitalismus, da sie immer Lohnarbeit bedeutet. Wir sehen nichts erstrebenswertes oder wertvolles darin, uns 45 Jahre lang, jeden Tag acht Stunden oder mehr für Aktionär*innen, Konzerne und deren Profite totzuschuften. Und ja, wir lieben es, einfach nur faul rumzuhängen und nichts zu tun, unsere Zeit mit Dingen zu füllen, die uns wichtig sind und Zeit für unsere politische “Arbeit” zu haben.

“Und gegen die Gewerkschaften? Warum denn das? Die kämpfen doch für euch!”
Wir halten nichts von Gewerkschaften, die schon lange Teil des Systems und somit des Problems geworden sind. Wie wir schon in unserem Aufruf zum 1. Mai 2014 geschrieben haben, ist der Kampf der Gewerkschaften ein verlorener: “Es ist ein ständiges Hin und Her, ein Auf und Ab innerhalb der Regeln des Kapitalismus. Und darum können sozialpartnerschaftliche Gewerkschaften niemals gewinnen (….) Gewerkschaften, die keinen revolutionären Anspruch haben, müssen im Kapitalismus zu Partner*innen des Kapitals oder zu dessen Spielball werden. Beides ist der Fall.”
Als Lokalkolorit kommt noch hinzu, dass wir die Geschichtsvergessenheit einiger örtlichen DGB-Menschen ablehnen: Wer auf einem 1. Mai-Fest politische Reden und Inhalte fernhalten will, sollte sich die Entstehungsgeschichte dieses wichtigen Gedenktages der internationalen Arbeiter*innenbewegung anschauen. Der 1. Mai ist ein zutiefst politischer Tag und seine Begehung bedeutet, egal was der DGB sagt, sich des widerständischen, aufsässigen und antikapitalistischen Handelns der Menschen in Chicago vor 130 Jahren zu erinnern. Er bedeutet, sich vor Augen zu halten, dass staatliche Repression im Zweifelsfall für uns tödlich ist. Er bedeutet, anzuerkennen, dass nur die Unterdrückten selbst sich befreien können und nicht gewählte Vertreter*innen, ob sie in den Parlamenten oder in den Chefetagen der sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften sitzen.

Darum laden wir euch alle ein, am 1. Mai im antikapitalistischen Block der DGB-Demo mitzulaufen, am gemeinsamen Spaziergang von der Reithalle zum Linken Zentrum R12 teilzunehmen und mit uns im Anschluss dort den 1. Mai zu feiern und abends im Jugendzentrum Kessel das Tanzbein zu schwingen.

Programm

  • 10 Uhr Rein in den antikapitalistischen Block auf der DGB-Demo (Startpunkt am Fischmarkt, Endpunkt Reithalle)
  • 11 Uhr 30 Gemeinsamer Spaziergang von der Reithalle zum Linken Zentrum R12
  • 12 Uhr Veganer Brunch im Linken Zentrum R12 mit Sektempfang, Sozialrevolutionärem Quiz (Unglaubliche Preise zu gewinnen!) und Infotischen.
  • 18 Uhr Punkrockkonzert im Jugendzentrum Kessel. Es spielen Dementia, Fatal Brutal und section 09. Dazu gibts einen Infotisch der Anarchistischen Initiative Ortenau und vegane Vokü.

1. Mai – Straße frei!
Gegen die Arbeit!
Für die herrschaftsfreie Gesellschaft!
Für die Anarchie!

Anarchistische Initiative Ortenau und Alarm Offenburg (April 2016)

Spendenkampagne für ein soziales und libertäres Zentrum auf Kuba

Cuba Soziales ZentrumIm Folgenden findet ihr den Aufruf des Taller Libertario Alfredo López aus Kuba, den die Gruppen und Mitglieder der FdA unterstützen. Ihr könnt gerne über die Crowdfunding-Seite (Link) den Genoss*innen Geld zukommen lassen.

Alternativ haben wir ein Konto eingerichtet, auf dem wir bis Juli 2016 Geld sammeln, um es den Genoss*innen dann direkt in die Hand zu drücken:

Alarm e. V.
Sparkasse Offenburg
IBAN: DE26664500500004873651
BIC: SOLADES1OFG
Verwendungszweck: Kuba (bitte unbedingt angeben!)

Aufruf

Nach vielen Jahren öffnen sich die Grenzen und mit den Veränderungen in Kuba ergeben sich neue Möglichkeiten und Gefahren für die kubanische Gesellschaft. Es ist daher unabdinglich, die Arbeit derer zu stärken, die von Kuba aus einen kritischen, antikapitalistischen und antiautoritären Blick auf ein System haben, dessen Auswirkungen sich jeden Tag mit zunehmender Deutlichkeit im nationalen Geschehen zeigen.

Nach mehr als einem Jahrzehnt der sozialen und politischen Aktivitäten im Observatorio Crítico Cubano und fünf Jahren als Teil der anarchistischen Gruppe Taller Libertario Alfredo Lopez (TLAL) haben wir erkannt, dass eines der Hauptprobleme für unsere Arbeit und die Ausweitung unserer sozialen Kämpfe das Fehlen eines festen Ortes ist, von dem aus wir unsere Community entwickeln und unsere Identität stärker und nachhaltiger ausprägen können.

Wer sind wir?

TLAL ist ein dezidiert anarchistisches Kollektiv mit einer konstanten, jahrelangen Aktivität. Dabei waren wir bestrebt, unsere Ansätze zu radikalisieren und gleichzeitig tief in der kubanischen Gesellschaft und ihren Communities verwurzelt zu bleiben. In kurzer Zeit ist es uns gelungen, das Libertäre Frühlingstreffen in Havanna (Jornadas Primavera Libertaria) als jährliches Ereignis zu etablieren, bei dem wir versuchen anarchistische oder libertäre Aktionen und Diskussionen zusammenzuführen. Darüber hinaus sind wir Herausgeber*innen einer bescheidenen gedruckten erscheinenden Zeitschrift „Tierra Nueva!“, mit der wir – nicht ohne Schwierigkeiten – versuchen, unsere kritischen Sichtweisen der normalen Bevölkerung näherzubringen, die kein Internet hat und den Großteil der kubanischen Gesellschaft ausmacht. Außerdem sind wie bestrebt, die freiheitlichen, anarch@-syndikalistischen und ökologischen Ideale voranzubringen, die in der Geschichte dieses Landes bereits vor dem Sieg der Revolution 1959 präsent waren und deren Auswirkungen noch heute aus kleinen versteckten Ritzen des aktuellen kubanischen Systems dringen.

Eines der größten Projekte, die wir derzeit vorantreiben, ist die im März 2015 gemeinsam mit anderen Genoss*innen der Region gegründete Anarchistischen Föderation in Mittelamerika und der Karibik (F.A.C.C.), ein Netzwerk, das noch sehr viel Potential verspricht.

Um das Tempo der Projekte und Aktionen beizubehalten, benötigen wir einen physischen Raum – um zusammenkommen und uns in praktischer Solidarität zu üben, um die Ideen des Kooperativismus, der Horizontalität, der Selbstorganisation und der Autonomie zu erproben.

Was suchen wir?

Angesichts der praktischen Unmöglichkeit, in Kuba einen Raum anzumieten, ist unser Vorschlag der Kauf einer Immobilie, in Form eines Hauses oder einer Wohnung, um dort unser Libertäres Soziales Zentrum und Bibliothek gründen zu können. Der Ort soll nicht nur als ständiger Sitz der anarchistischen Gruppe Taller Libertario Alfredo Lopez (TLAL) für Treffen und andere Aktivitäten zur Verfügung stehen, sondern auch eine libertäre Bibliothek beherbergen. Diese wird sich aus den jahrelang angesammelten Materialen zusammensetzen: inlöndische und ausländische Schenkungen sowie selbst erworbenes Material. Dazu gehören unterschiedlichste digitale und Printformate: periodische oder einmalige Erscheinungen, digital oder analog, CDs, DVDs, Filme, Audios usw. Vorzug bekommen die Materialien, die sich direkt oder indirekt auf den Anarchismus beziehen, jedoch werden auch jene Materialien, die sich aus jedweder politischen Perspektive den sozialen Kämpfen in der Geschichte widmen, ebenfalls präsent sein.

Andererseits werden auch die für ein soziales Zentrum typischen Aktivitäten stattfinden; Vorträge, Events, Treffen, Küche für alle, Präsentation von Texten, Partys, Filmbesprechungen, Austausch mit ausländischen oder inländischen Besucher*innen aus anderen Provinzen, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Werkstätten und vieles mehr.

Wie viel benötigen wir?

Für den Kauf benötigen wir 12.000 Euro. Bei unseren letzten Reisen nach Frankreich und Spanien kamen dank der Solidarität unserer Genoss*innen mehr als 1.000 Euro zusammen. Darum bitten wir euch bei diesem Crowdfunding-Projekt um einen Gesamtbetrag von 11.000 Euro.

Warum fragen wir?

Weil wir keine Fördergelder von Staaten, Regierungen oder NGOs bekommen. Das möchten wir auch gar nicht, um unsere völlige Unabhängigkeit zu sichern und uns nicht irgendwelchen politischen Programmen unterordnen zu müssen. Manchmal bekommen wir Spenden von Gruppen oder Einzelpersonen, die unsere Prinzipien selbstlos und ohne Vorbedingungen unterstützen. Unsere Praxis erzeugt auch keinerlei Profit, eher im Gegenteil. Es sollte auch klar sein, dass mit dem Durchschnittsverdienst in Kuba (20 $ im Monat) nicht die hohen Kosten einer Unterkunft gedeckt werden können. Zumindest nicht mit ehrlicher Arbeit, bei der niemand ausgebeutet wird.

Wer wird vom sozialen Zentrum und der Bibliothek profitieren?

Erstmal alle, die Mitglieder der TLAL sind und unbezahlt in den Räumen arbeiten. Das schließt auch die Leute ein, die dort tatsächlich leben werden und das Gebäude betreuen. Jenseits von TLAL wird es die uns umgebende Community sein, da wir vorhaben, Bindungen mit der Nachbarschaft einzugehen und unseren Raum zur Verfügung zu stellen. Für uns würde ein solches Projekt keinen Sinn ergeben, wenn es losgelöst wäre von den Nöten und Personen, die es umgeben.

Die Projekte des Observatorio Crítico, in dem wir weiter aktiv bleiben werden, sollen ebenfalls die Büros nutzen können, um auf diese Weise ihre Aktivitäten weiter ausbauen zu können. Darüber hinaus werden kubanische und internationale Studierende und Forscher*innen in der Bibliothek einzigartige und kostbare Informationsquellen finden.

Und selbstverständlich werden auch alle libertären und antikapitalistischen Besucher*innen im sozialen Zentrum aufgenommen werden, ebenso wie andere Personen, die unserer Solidarität bedürfen.

Was bekommen die Spender*innen zurück?

Wir haben nicht viel Material, das wir im Gegenzug zurückgeben können, nur unsere Dankbarkeit und gute Stimmung. Natürlich haben alle Spender*innen Platz in unserem Zentrum in Kuba und Zugriff auf alle Annehmlichkeiten desselben.

Darüber hinaus würden wir, wenn ihr einverstanden seid, eure E-Mail-Adressen in unseren Mail-Verteiler aufnehmen, damit ihr regelmäßig die kubanische libertäre Zeitung „Tierra Nueva!“ erhaltet.

Für diejenigen, die ihre Namen veröffentlicht sehen wollen, haben wir eine Unterstützerliste auf unserer Webseite, wo diejenigen aufgeführt sind, die uns geholfen haben, unser Projekt zu realisieren. Alle, die beigetragen haben, werden wir einen ausführlichen Bericht zukommen lassen, wo wir beschreiben, in welcher Weise die Gelder genutzt wurden.

Eure Mithilfe ist entscheidend, wenn wir antikapitalistische und libertäre Ideen in Kuba und der Karibik voranbringen wollen!

(der Aufruf wurde vom Internationalen Referat der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) ins Deutsche übersetzt)

Offenes Treffen am 18.03.: Briefe schreiben am Tag der Politischen Gefangenen

brieftaube über knastUnser nächstes Offenes Treffen findet am 18.03.2016 im Linken Zentrum R12 statt: Es ist der Tag der politischen Gefangenen. Wir wollen gemeinsam Briefe an Menschen schreiben, die wegen ihren politischen Überzeugungen und Taten im Knast sitzen. Das sind weltweit einige und lange nicht alle verfolgen fortschrittliche, linke, linksradikale oder gar anarchistische Ziele. Wir blenden darum einfach mal Nazis und anderes Gesockse (sind das überhaupt politische Gefangene?) aus und konzentrieren uns auf linke, linksradikale und anarchistische Genoss*innen, die in den Knästen der Welt weggesperrt sind. Ihnen wollen wir mutmachende Briefe schreiben: Kontakte zur und Nachrichten aus der Nichtknastwelt sind für sie immens wichtig. Wir haben Adresslisten und Material vor Ort. Fehlen nur noch die Briefeschreiber*innen, also ihr.

Beginnen wollen wir um 19 Uhr mit einer veganen Vokü.

[Als Anarchist*innen sehen wir den Tag der politischen Gefangenen ambivalent: Auf der einen Seite solidarisieren wir uns mit politischen Gefangenen und wollen sie unterstützen. Auf der anderen Seite fragen wir uns: Warum gibt es keinen Tag der Gefangenen? In Deutschland sitzen um die 80 000 Menschen im Knast. Weltweit sind es Millionen. Die meisten Verurteilungen sind das Resultat des kapitalistischen Systems, das nur Elend und Armut für eine große Mehrheit und Reichtum für einig wenige produziert. Unter diesen Umständen und dem daraus resultierenden Überlebenskampf verstoßen Menschen gegen die Gesetze des bürgerlichen Rechtsstaats. Andere Menschen wiederum sind krank oder krank geworden, weil sie den Leistungsdruck in dieser Gesellschaft nicht aushalten und landen im Knast, weil sie sich nicht in dieses System fügen konnten.]

Angriff auf einen Buchladen der Fédération Anarchiste

[Dies ist eine Übersetzung aus dem Französischen. Den Originaltext findet ihr hier.]

Heute trifft es uns, aber wen trifft es morgen ?

In der Nacht vom 17. zum 18. Oktover 2015 hat gegen zwei Uhr morgens eine Gruppe von 5 Personen, die als Mitglieder der lokalen faschistischen Szene indentifiziert wurden, den Buchladen L’Autodidacte angegriffen (5 rue Marulaz in Besançon). Der Buchladen beteiligt sich am Leben im Viertel mit dem Veranstalten von Debatten,  Konzerten und Filmvorführungen. Der Ort ist ein Treffpunkt für die libertäre Bewegung in Besançon. Dazu ist er auch der Buchladen der  Groupe Proudhon der  Fédération Anarchiste.

Seit Jahren ist dieser kulturelle und politische Ort für das Viertel geöffnet und beherbergt zahlreiche Projekte und Strukturen (Gewerkschaften, Amap, Vereine), die sich als Alternative zum Kapitalismus verstehen. Er ist ein Werkzeug, um populäre, alternative, kämpferische und libertäre Ideen zu verbreiten. Darum haben Befürworter*innen einer ultra-autoritären Ordnung diesen Buchladen, der für die soziale Emanzipation kämpft angegriffen.
Die Fensterläden und die Eingangstür wurden zerstört. Die Angreifer*innen hatten aber nicht die Zeit, ins Innere des Buchladens vorzudringen. Der Angriff konnte durch das entschlossene Eingreifen von Personen, die an dem Treffen von Alternatiba teilnahmen, abgewehrt werden . Wir möchten uns hier bei diesen Personen bedanken.

Dieses entschlossene Handeln sollte wegweisend sein. Wenn Post-Faschist*innen eine*n von uns angreifen, müssen wir kollektiv und sofort reagieren. Es ist eine Form von antifaschistischem Selbstschutz. Sein Ziel ist es, die Nostalgien eines Frankreichs der weißen Rasse in die Mülleimer der Geschichte zu schmeißen. Die Werkzeuge, die uns die politische Präsenz  auf der Strasse, in den sozialen Bewegungen, in der Kultur usw. ermöglichen, sind auch gut genug, um zu verhindern, dass die braune Gewalt zunimmt.

Die Polizei hat momentan zwei Angreifer*innen festgenommen. Wir rufen die soziale Bewegung auf, wachsam zu sein und empfehlen gegenseitige Hilfe und Solidarität als Mittel zum Selbstschutz.

Die Fédération Anarchiste grüsst und  unterstützt ihre Genoss*innen von der Librairie l’Autodidacte hier nochmals ausdrücklich.

Fédération Anarchiste

Librairie l'Autodidacte

Grenzen überwinden, Rassismus bekämpfen!

a-netz aufruf coverbild[Hier könnt ihr den Aufruf des Anarchistischen Netzwerks Südwest* zu den Antira-Action-Days in Karlsruhe am 30. und 31. Oktober 2015 lesen. Von Offenburg aus wird es einen Zugtreffpunkt geben. Stay tuned!]

Rassismus von unten

Der Rassismus tobt in Deutschland: Es vergeht kaum mehr eine Woche in der nicht eine geplante oder teilweise auch schon bewohnte Flüchtlingsunterkunft brennt. Allerorten werden „Nein zum Heim“-Initiativen, welche sich gegen die Unterbringung von Geflüchteten aussprechen, gegründet. Oft stecken dahinter Kader aus NPD, neonazistischen Kleinstparteien wie Der dritte Weg oder die Partei Die Rechte und Aktivist*innen der freien Kameradschaftsszene. Diesen Initiativen gelingt es jedoch vielerorts mit den von ihnen organisierten offen rassistischen Demonstrationen und Mahnwachen weit über das übliche neonazistische Umfeld hinaus zu mobilisieren. Was sozialwissenschaftliche Studien schon lange konstatierten – ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung teilt rassistische, antisemitische, antiziganistische und sozialchauvinistischen Einstellungen – sich aber bisher nicht in Wahlergebnissen faschistischer oder rechtspopulistischer Parteien zeigte, manifestiert sich jetzt auf der Straße. Unter dem Deutschlandfahnenmeer von PEGIDA und seinen Ablegern versammelt sich die aktualisierte Version des autoritären Charakters – die sogenannten „besorgten Bürger“ oder „Asylkritiker“ – zu einer konformistischen Revolte gegen die vermeintliche Bedrohung durch das „Undeutsche“. Diese „besorgten Bürger“ kommen aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft und sympathisieren momentan noch eher mit der rechtspopulistischen Alternative für Deuschland (AfD) als mit offen rechtsradikalen Parteien und Gruppen.

Bestärkt durch diese rechte Massenbewegung auf der Straße, schreiten militante Faschist*innen immer öfter zur Tat. Bevorzugtes Ziel von Attacken sind Geflüchtete, Muslim*innen, Roma und Jüd*innen, aber auch Obdachlose, Langzeitarbeitslose, LTGBIQ*-Menschen und Linke kommen immer öfter ins Visier. Neben Demonstrationen, Mahnwachen, dem Besuch von Bürger*innenversammlungen entwickelt sich eine „Massenmilitanz“ von Rechts, welche sich in fast wöchentlichen Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte, der Einschüchterung politischer Gegner*innen und Krawallen mit Pogromstimmung (Freital, Heidenau) manifestiert.

Diese Entwicklung ist auch bei weitem kein reines Ost-Phänomen: In Baden-Württemberg gibt es PEGIDA-Ableger in Karlsruhe (seit Neuestem Widerstand Karlsruhe) und Villingen-Schwenningen. NPD, Die Rechte, Der dritte Weg und die Identitäre Bewegung versuchen – wenn auch bisher noch recht erfolglos – lokale „Nein zum Heim“-Kampagnen zu starten. In diesem Jahr gab es schon zahlreiche Anschläge auf Flüchtlingsheime und Angriffe auf Geflüchtete u. A. in Waiblingen, Linkenheim-Hochstetten, Rheinstetten, Malterdingen, Aspach, Dettingen unter Teck, Reutlingen, Sindelfingen, Sontheim an der Brenz, Bad Krozingen, Wendlingen am Neckar, Limburgerhof, Engen, Calw, Oppenheim, Remchingen, Radolfzell, Ellwangen, Balingen, Weissach im Tal, Rottenburg am Neckar, Riedlingen und Wertheim. Zudem versuchte die NPD in unmittelbarer Nähe zur Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb ihre neue Geschäftsstelle für Baden-Württemberg zu eröffnen. Auch ihr Bundesparteitag soll im nordbadischen Weinheim stattfinden. Für die AfD stehen die Chancen bei der Landtagswahl nächstes Jahr über die 5%-Hürde zu kommen nicht all zu schlecht.

Rassismus von oben

Die Rassist*innen auf der Straße radikalisieren dabei jedoch nur, was sowieso schon praktiziert wird: Die Sortierung von Menschen anhand ihrer Herkunft.
Rassismus ist eine Ideologie – ein falsches Weltbild – in dem Menschen anhand äußerer oder kultureller Merkmale von den Rassist*innen einer bestimmten Gruppe unveränderbar zugeordnet und ihnen darüber dann bestimmte, meist negative Eigenschaften zugesprochen werden. Damit werden Diskriminierung und meist ökonomische Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse gerechtfertigt. Die lange Zeit dominante Form des »klassischen«, biologistisch argumentierenden Rassismus transformiert sich zunehmend zu einem kulturalistisch argumentierenden Rassismus. Mittlerweile wird eher weniger auf »Rasse« oder Gene, sondern mehr auf die angebliche »Kultur« eines Menschen verwiesen, um ihn entweder als gesellschaftliche »Bereicherung« oder als »Störfaktor« zu klassifizieren.

In der aktuellen Flüchtlings-Debatte wird hierbei eine Unterscheidung von Geflüchteten in zwei Gruppen vorgenommen: So stehen auf der einen Seite »nützliche« Einwanderer*innen, gut ausgebildet, der deutschen Wirtschaft dienlich, sowie »Kriegsflüchtlinge«. Wer nicht in diese Kategorien fällt, der wird als »Wirtschaftsflüchtling« oder »Scheinasylant« diffamiert, der das Asylsystem »missbrauchen« würde und so schnell wie möglich wieder abgeschoben werden soll. Die deutsche Abschiebepraxis, die von den Grünen, der SPD und der CDU getragen wird, funktioniert nach eben dieser menschenverachtenden Maßgabe.

Doch diese Unterscheidung von legitimen und nichtlegitimen Fluchtgründen ist rassistisch. Sie dient der Rechtfertigung der Diskriminierung und Abschiebung eines Großteils der Geflüchteten. In Baden-Württemberg sind das besonders Roma aus den Balkanländern, welche vor Diskriminierung und Armut fliehen.
Der Druck auf der Straße zeigt auch schon auf staatlicher Ebene Wirkung: Mit dem Gesetz „zur Neubestimmung des Bleiberechts und der Aufenthaltsbeendigung“ wurde unlängst die nächste Verschärfung des Asylrechts mit Stimmen aus SPD und CDU beschlossen. Neben ein paar Zugeständnissen für Menschen mit Duldungsstatus werden gleichzeitig Abschiebehaft, Einreise- und Aufenthaltsverbote und Ausweisungen zur gängigen behördlichen Praxis werden.
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg übertrifft derweil ihre schwarz-gelbe Vorgängerregierung in puncto staatlichem Rassismus um Längen: Nicht nur gab es dieses Jahr keinen Winterabschiebestopp – was bedeutete das viele Flüchtlinge ohne Hab und Gut mitten im Winter in die Obdachlosigkeit abgeschoben wurden – oder dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen) durch seine Stimme im Bundesrat Serbien, Mazedonien und Bosnien zu sicheren Herkunftsstaaten erklärte – was bedeutet, dass Asylanträge von Geflüchtete aus diesen Staaten als „offensichtlich“ unbegründet abgelehnt werden, obwohl der dort grassierende Antiziganismus nachweislich vielen dort lebenden Roma ein Leben in Würde unmöglich macht. Nein, auch mit der Anzahl an Abschiebungen soll in Baden-Württemberg geklotzt und nicht gekleckert werden: Im ersten Halbjahr diesen Jahres wurden 1080 Menschen gegen ihren Willen aus Baden-Württemberg abgeschoben, nur Bayern schiebt mehr ab.

Rassismus gegen Roma

In der Hetze gegen Geflüchtete aus den Balkanländern werden alte Ressentiments bedient. Es wird von „Scheinasylanten“ gesprochen, welche nach Deutschland kommen würden, um hier Sozialleistungen zu erhalten und nach ihrer „freiwilligen“ Ausreise ein gutes Leben in ihren Herkunftsländern führen könnten.
Auch wenn die Entscheidungsträger*innen hier vorrangig nach ökonomischer Nützlichkeit sortieren (ungelernte Arbeiter*innen werden momentan in Deutschland nicht gebraucht), in solchen Aussagen wirken alte antiziganistische Ressentiments in aktualisierter Form: Die Geflüchteten aus den Balkanländern werden als nomadisch (pendelnd zwischen Herkunftsland und Deutschland), faul (nicht gewillt zur Lohnarbeit), kriminell (erschleichen sich die Asylleistungen) und assozial (nehmen den „wirklichen“ Flüchtlingen die Plätze weg) dargestellt. Das sind Vorwürfe, die historisch immer wieder Sinti und Roma gemacht wurden und – welch Wunder – die meisten Geflüchteten aus den Balkanländern sind Roma. Als Reaktion auf den Anstieg der Flüchtlingszahlen werden Arbeits- und Ausbildungsverbote, Sach- anstatt Geldleistungen und eine Konzentration der Balkanflüchtlinge in sogenannten „Aufnahmezentren“ – also speziellen Lagern – diskutiert.

Munter wird an einer jahrhundertealten Geschichte der Verfolgung und Diskriminierung weitergeschrieben: Sinti und Roma traten in Mitteleuropa zu Beginn des 15. Jh. das erste Mal in Erscheinung. Wurden sie zuerst als umherziehende Pilger*innen begrüßt, änderte sich die Beurteilung jedoch schnell. Mit dem Beschluss des Reichstags zu Freiburg 1498 wurden sie offiziell aus den deutschen Gebieten verwiesen und das erste Mal für „vogelfrei“ erklärt. Das zentrale Element des Antiziganismus ist hierbei die Verfolgung der „Zigeuner“, da sie sich – vermeintlich – nicht dem Zwang zur Lohnarbeit, sowie der damit einhergehenden Sesshaftigkeit, beugen wollten oder konnten. Im 18. Jahrhundert kam es dann zu einer biologistischen Rassifizierung der „Zigeuner“. Galten sie vorher als eine Art Bettler*innen und Vagant*innen, waren also mit einer bestimmten sozialen Lage verknüpft, wurden sie nun als Angehörige einer „Zigeunerrasse“ angesehen. Es folgte die polizeiliche Erfassung und Bekämpfung. So wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts systematisch Akten angelegt und Sinti und Roma wurden das Ziel diverser Umerziehungsversuche. 1926 trat schließlich in Bayern das „Gesetz zur Bekämpfung von Zigeunern, Landfahrern und Arbeitsscheuen“ in Kraft, das es erlaubte jeden „Zigeuner“, der keiner regelmäßigen Arbeit nachging, in eine sogenannte „Arbeitsanstalt“ einzuweisen. Im Nationalsozialismus waren Sinti und Roma von den Nürnberger Rassengesetzen betroffen. Ab 1936 begann man damit sie in sogenannte „Zigeunerlager“ zu internieren. 1938 wurde von Himmler die „endgültige Lösung der Zigeunerfrage aus dem Wesen dieser Rasse“ angeordnet. Der Porajmos, also der systematische Genozid mit dem Ziel alle als „Zigeuner“ ausgemachten Menschen zu ermorden, begann 1939. Die Deutschen ermordeten bis 1945 mehrere hunderttausend Roma und Sinti.
1953 wurde beim Landeskriminalamt in Bayern mit altem Nazipersonal erneut eine „Landfahrerzentrale“ aufgebaut. Der Zusatz „ZN“ für “Zigeuner” wurde in der Kriminalistik bis 1984 verwendet. Der Großteil der Überlebenden des Porajmos wurden bis heute unzureichend oder nicht entschädigt. Die Diskriminierung und Ausgrenzung dauert bis heute an. Die gängigsten Vorurteile in der Mehrheitsbevölkerung sind immer noch, dass Roma betteln, stehlen und in Wohnwägen leben würden. Aber auch eher romantische Elemente gehen in das Roma-Stereotyp ein, etwa dass „die Zigeuner“ für ungehemmte Freiheit, für Musik und für erotischen Tanz stehen würden. (Exotismus)

Krise und Rassismus

In Zeiten der Krise des Kapitals ist heute jeder potentiell vom ökonomischen und sozialen Absturz bedroht. Dies hat zwei individualpsychologisch zu begreifende Folgen:
Auf der einen Seite droht in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft immer latent das eigene Überflüssigwerden, also der Verlust der Möglichkeit der eigenen Reproduktion in Form des Verkaufes der eigenen Arbeitskraft durch Arbeitslosigkeit (sei es durch Krankheit, Alter oder der nächsten Wirtschaftskrise). Dadurch entstehen existentielle Ängste, die den Effekt haben, dass in den Menschen das Verlangen geweckt wird, in der scheinbar sicheren und natürlichen Gemeinschaft der Nation und/oder des Volkes Schutz und Solidarität zu suchen.
Diese Gemeinschaft der Nation bzw. des Volkes erlaubt den Einzelnen, ihr Bedürfnis nach Handlungsfähigkeit gegenüber gesellschaftlichen Verhältnissen, denen man sich hilflos ausgeliefert fühlt, zu befriedigen. Hier kann die Lücke zwischen Ideal-Ich (dem handlungsfähigen autonomen bürgerlichen Subjekt) und der Realität (der Ohnmacht gegenüber ökonomischer Prozesse, welche sich hinter dem Rücken der Akteure vollziehen) geschlossen werden. Man entgeht somit einer narzisstischen Kränkung, also einer Infragestellung des eigenen Selbstwertgefühles.
Gesellschaftliche Widersprüche werden im rassistischen und antiziganistischen Weltbild nun in Form einfacher Innen-Außen-Widersprüche (z.B. Deutscher – „Zigeuner“) transformiert. So werden Phänomene, Widersprüche und Probleme welche die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft aus sich selbst heraus (re-)produziert (z.B.: Urbanisierung, Individuation, Ausbeutung, Monopolbildung, Verelendung, Massenarbeitslosigkeit) den „Anderen“ zugeschrieben. Als Lösung des Problems erscheint nun die Vertreibung/Verfolgung der „Anderen“, also im Antiziganismus der „Zigeuner“. Die „Zigeuner“ oder Geflüchteten werden zum Sündenbock für alles Negative.

Fluchtgründe

Antiziganismus ist vor allem in Osteuropa und den Balkanländern weit verbreitet. Die Mehrheit der Roma hat keine festen Unterkünfte, keine richtigen Wohnungen. Sie organisieren ihr Überleben in irregulären Siedlungen, Slums, oft ohne Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss. Die Lebenserwartung ist gegenüber dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechend niedrig, die Kindersterblichkeit um ein vielfaches höher. Ein regelmäßiges Einkommen ist fast nie vorhanden. In vielen Haushalten gibt es tagelang kaum etwas zu essen. Kernrechte, wie das Recht auf Wohnen, Nahrung, Arbeit, Bildung etc. sind nicht garantiert. Die Roma leiden unter Vorurteilen, systematischer Diskriminierung, Marginalisierung, Ausgrenzung und gewalttätigen Übergriffen. Viele unterliegen einem permanenten Vertreibungsdruck. Polizeiliche Räumungen von Roma-Siedlungen sind alltäglich. Dies sind die Gründe warum viele in der Hoffnung auf ein besseres Leben hierher nach Deutschland kommen.

Revolutionäre Perspektive

Rassismus hat viele Gesichter: diskriminierende Sprüche und Gesten, Polizeikontrollen aufgrund der Hautfarbe, nächtliche Abschiebungen, Brandanschläge und Pogrome, diskriminierende Gesetze, die Sortierung von Menschen nach ihrer ökonomischen Nützlichkeit. Sie sind allesamt zu bekämpfen! Doch neben diesen alltäglichen antirassistischen und antifaschistischen Abwehrkämpfen müssen wir eine eigene sozialrevolutionäre Perspektive eröffnen: Antifaschismus und Antirassismus müssen mehr sein als die Verteidigung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft. Wenn wir Faschismus und Rassismus nachhaltig bekämpfen wollen, müssen wir auch ihre Entstehungsbedingungen und die kapitalistische Vergesellschaftung angreifen, denn die beste Praxis gegen Volksgemeinschaft, Nationalismus und Rassismus ist immer noch der Klassenkampf, verstanden als Selbsttätigwerden der lohnabhängigen Klasse mit dem Ziel ihrer eigenen Aufhebung!

Als Anarchist*innen lehnen wir diese bürgerlich-kapitalistische Gesellschaftsform ab, welche die Menschen in nützlich und unbrauchbar einteilt. Wir wenden uns gegen diese Ordnung, die lediglich darauf abzielt, Gewinne zu erwirtschaften und in dem sich nur das Kapital frei und grenzenlos bewegen kann. Armut, Not und die Flucht davor sind keine Naturkatastrophen, sondern Resultate des kapitalistischen Systems! Eines Systems, das Menschen neben leer stehenden Häusern obdachlos werden oder andere neben Tonnen weggeworfener Lebensmittel verhungern lässt. Ein System, das nicht darauf ausgelegt ist, die Bedürfnisse von Menschen zu befriedigen, sondern alles, ob Mensch oder Natur, ausschließlich seiner mörderischen Verwertungslogik unterwirft.

Wir treten für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung ein, eine Gesellschaft ohne Staaten, Nationen, Grenzen und Zäune, eine Gesellschaft in der kein Mensch mehr über einen anderen Menschen herrschen soll. Wir wollen den freiheitlichen Kommunismus, also eine Gesellschaft basierend auf den Prinzipien der individuellen und kollektiven Freiheit, der gesellschaftlichen Selbstverwaltung und der kollektiven Bedürfnisbefriedigung.

Wir rufen deshalb zur Beteiligung an den Antira Action Day’s am 30. und 31. Oktober 2015 in Karlsruhe auf. Setzen wir ein Zeichen gegen den Rassismus in Staat und Gesellschaft und werben wir für die Perspektive einer herrschaftsfreien Gesellschaft!

Gegen jeden Rassismus! Für den freiheitlichen Kommunismus! Für die Anarchie!

Anarchistisches Netzwerk Südwest* September 2015

[Für weitere und aktuelle Infos schaut bisweilen auf  a-netz.org vorbei. Das regionale Bündnis kommt demnächst in die Puschen.]

Offenes Treffen: Anarch@-Minigolf in Offenburg

a-minigolfSchon den ganzen Sommer über haben die Leute vom Jugendzentrum Kessel den Minigolfplatz betrieben, nun übernehmen wir ihn für einen Tag. Wir laden euch ein zu unserem Offenen Treffen mit Minigolf, veganer Grillerei und kühlen Getränken. Und da wir euch ja auf die dunkle Seite ziehen wollen, könnt ihr an unserem Büchertisch in anarchistischer Literatur schmökern und euch mit uns über eine Welt jenseits von Herrschaft, Grenzen und Kapitalismus unterhalten.

Samstag, 26.09.2015, ab 15 Uhr
Minigolfplatz beim Freibad/Bürger*innenpark

In Kooperation mit dem Kessel Offenburg